Monterey – Abgesehen von Zoologen dürften Larvacea nicht vielen Menschen ein Begriff sein: Es sind transparente Wesen, die sich weltweit auf hoher See in den Meeresströmungen treiben lassen und ihre Nahrung aus dem Wasser filtern. Auf den ersten Blick mögen sie Quallen ähneln, tatsächlich gehören sie als Manteltiere aber zu den nächsten Verwandten der Wirbeltiere.
Ein Haus aus Schleim
Ihr winziger Körper erinnert an den einer Kaulquappe und enthält eine Chorda dorsalis genannte Skelettachse, ein einfacheres Pendant zu unserer Wirbelsäule. Was um diesen eigentlichen Körper herum zu sehen ist und den Tieren ihre faszinierende Optik verleiht, ist Teil des komplexen Filtermechanismus, mit dem die Larvacea organische Partikel auffangen.
Dieses "Gehäuse" umfasst gefächerte Strukturen, die wie Flügel aussehen, und darüber einen schirmartigen äußeren Filter, aufgebaut aus abgesondertem Schleim. Bei den größten Larvacea aus der Gattung Bathochordaeus kann dieser einen Durchmesser von einem Meter und mehr erreichen: Für Angehörige des Planktons sind sie also Giganten.
Kohlenstofftransport in die Tiefe
Und sie könnten auch ungeahnt große Player im globalen Kohlenstoffzyklus sein, berichten Forscher des Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) in Kalifornien. Wenn die Filter von aufgefangenem Material verstopft sind, stoßen die Larvacea ihre Filteranlage nämlich ab. Beim Absinken befördert sie ihre kohlenstoffhaltige Ladung auf den Meeresboden und liefert den dortigen Lebensgemeinschaften Nahrung.
Mit dem Einsatz eines Unterwasserroboters hat ein Forscherteam um Kakani Katija diesen Prozess vor Ort mitverfolgt, da die fragilen Wesen unter Laborbedingungen nicht gedeihen können. Gewonnene Proben zeigten, dass die Riesen-Larvacea Kohlenstoffpartikel schneller als jede andere bekannte Spezies aus dem Zooplankton filtern. Hochgerechnet auf ihre Verbreitung in der Bucht von Monterey dürften diese Tiere in der Lage sein, die Wasserschicht, in der sie leben, binnen 13 Tagen durchzufiltern. Studien an weiteren Orten, wo die Plankton-Riesen vorkommen, sollen folgen. (red, 5. 6. 2017)