Wien – Am 16. März 1809 wurde die Wienerin Theresia Kandl für den Mord an ihrem Ehemann bei der Steinsäule Spinnerin am Kreuz in Favoriten öffentlich hingerichtet. Wie es dazu kam und wie ein Frauenleben vor gut zweihundert Jahren beschaffen war, das zeigt Susita Fink in ihrem Kriminaltheater Abschiedslied der zum Tode verurteilten Theresia K.
Dieses führt im Rahmen des Wir-sind-Wien-Festivals entlang mehrerer Stationen zu Originalschauplätzen von Kandls Biografie: vom Hohen Markt, wo Kandl in Arrest war, bis zum Atzgersdorfer Kirchplatz, ihrem Kindheitsort.
Kultur für den öffentlichen Raum
Regisseurin Fink ist bekannt für ein im Stadtraum gepflanztes Volkstheater – und genau darum geht es bei dem von der Basis Wien veranstalteten Festival: den öffentlichen Raum jenen kulturellen Arbeiten zu bieten, die von über 300 Bildungs- und Kulturvereinen jährlich produziert werden. Der Zugang ist niederschwellig gehalten, das Angebot breit gestreut. Es reicht vom Atelierbesuch über historische Themenstadtführungen bis hin zu Musikdarbietungen und interdisziplinären Projekten.
Nach der Eröffnung am Mittwoch mit u. a. der Richard Österreicher Pocket Big Band & Karin Bachner, dem Popnachwuchs At Pavillon und Playing Savage beginnt das Programm am 1. Juni. An junges Publikum von drei bis zehn Jahren richten sich Mal- und Tanzaktionen (Thema: Camille Saint-Saëns' Musik Das Aquarium aus Karneval der Tiere), die jeden Tag in einem anderen städtischen Park angeboten werden.
Die Mitmachoper Rettet Pamina (nach Mozart) bittet Publikum jeden Alters um Unterstützung bei der Errettung der entführten Prinzessin. Bequemer kann man es sich auf der Hörbank machen, auf der man über einen eingebauten Lautsprecher Interviews mit Wiener Bürgerinnen und Bürgern zu hören kriegt. Die Bank wandert durch alle 23 Bezirke. Baulückenkonzerte bespielen urbane Leerstellen, und Oliver Hangl lädt zu "Silent Bootskonzerten", u. a. mit dem Nino aus Wien. (Margarete Affenzeller, 30.5.2017)