Wien – Die Sperre des Schockraums im Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus in Wien-Brigittenau für Traumapatienten in Lebensgefahr sorgte am Dienstag erneut für Wirbel. Wie berichtet gilt die von der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) als Betreiber verhängte Sperre seit Anfang April jede Woche von Samstag- bis Dienstagfrüh.

Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres bezeichnete die Sperre als "eindeutig den falschen Weg" und teilte mit: "Aus meiner Sicht mangelt es hier ganz eindeutig an der Kommunikation zwischen der AUVA, dem Betreiber des UKH Lorenz Böhler, dem Wiener Krankenanstaltenverbund und der Stadt Wien."

Aus dem Büro der Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) hatte es allerdings zuletzt geheißen, dass diese Maßnahme abgesprochen und die Kapazitäten in Wien ausreichend seien. Szekeres meint hingegen, dass es damit "zu einer schlechteren unfallchirurgischen Versorgung der stetig wachsenden Wiener Bevölkerung" komme.

Unfallchirurg: System wird heruntergefahren

Heinz Brenner, Unfallchirurg am UKH Lorenz Böhler und Fachgruppenobmann der Wiener Ärztekammer, warnte davor, dass in ein perfekt funktionierendes System eingegriffen und dieses heruntergefahren werde. Pro Jahr würden im UKH Lorenz Böhler 70.000 Patienten betreut. Er stelle sich Frage, wohin diese zukünftig ausweichen sollen.

Laut Aussendung der Ärztekammer fordert die Spitalsbelegschaft in einer bei einer Betriebsversammlung am Dienstag verabschiedeten Resolution, "so wie bisher eine uneingeschränkte Versorgung unserer Patienten auf höchstem Niveau durchführen zu dürfen". Dafür sei unter anderem erforderlich, "ausreichende Dienstmannschaften in allen Berufsgruppen" sowie "eine ausreichende radiologische Versorgung" aufrechtzuerhalten. "Dringend notwendige Instandhaltungsarbeiten" am Hubschrauberlandeplatz seien durchzuführen. Auch eine "Rücknahme des Behandlungsverbots schwer verletzter Patienten im Schockraum" und die Aufrechterhaltung der eigenen Organisationsstruktur werden gefordert.

Medien hatten in den vergangenen Tagen davon berichtet, dass Bediensteten seit Anfang April mit dienstrechtlichen Konsequenzen gedroht worden sei für den Fall, dass man zwischen Samstag- und Dienstagfrüh im Lorenz-Böhler-Spital lebensgefährlich verletzte Schockpatienten aufnehme.

Konzentration sichere Qualität

Seitens der AUVA hatte es schon am Montag geheißen, dass 2015 im Lorenz Böhler nur 26 Patienten zwischen Samstag- und Dienstagfrüh im Schockraum gewesen seien, am Standort Meidling seien es in diesem Zeitraum 158 Patienten gewesen. Man strukturiere um, um die Fälle zu konzentrieren, was die Qualität verbessere.

Für Verletzte und Schwerverletzte, die nicht unmittelbar lebensgefährlich verletzt sind und folglich nicht in den Schockraum müssen, stehe der Standort Lorenz Böhler weiterhin am Wochenende zur Verfügung, hieß es. Die personellen Kapazitäten für die Notfallversorgung würden unverändert bleiben. (red, 30.5.2017)