Wien – Erstmals in der Geschichte der österreichisch-bangladeschischen Beziehungen hat ein Regierungschef des südostasiatischen Landes Österreich besucht. Hauptthemen des Gespräches zwischen Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Sheikh Hasina am Dienstagnachmittag in Wien: Bekämpfung von Terrorismus, Stärkung wirtschaftlicher Beziehungen und Klimawandel.

Kern zeigte sich "wirklich überrascht", dass seine bangladeschische Amtskollegin beim Thema Kampf gegen den Terror die gleiche Meinung wie Österreich vertrete: Zusammenarbeit und friedliche Gespräche, anstatt nur auf Militäreinsätze zu setzen. Ihre Regierung verfolge eine "Nulltoleranz-Politik" gegenüber Terrorismus und jeglicher Art von Gewalt, versicherte Hasina. Nur "Dialog und Diskussion" könnten das globale Phänomen Terrorismus stoppen.

Tatsächlich geht die Regierung in Dhaka hart gegen Terroristen im eigenen Land vor. Seit Anfang 2013 häufen sich islamistische Anschläge auf Religionskritiker, Intellektuelle und Angehörige religiöser Minderheiten in dem muslimischen Land. Ein Attentat auf ein Cafe in der Hauptstadt im vergangenen Jahr reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich, die Regierung macht aber heimische Terroristen dafür verantwortlich.

Wirtschaftlich gilt Bangladesch, das erst 1971 seine Unabhängigkeit von Pakistan feierte, als Zukunftsmarkt – konnte im vergangenen Jahr doch ein Wirtschaftswachstum von 7,24 Prozent erzielt werden. Eine Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen sei vereinbart worden, teilte Kern mit, der in diesem Zusammenhang einen Gegenbesuch mit einer österreichischen Wirtschaftsdelegation in Bangladesch ankündigte. Hasina äußerte daraufhin den Wunsch, Kern noch vor den Wahlen 2019 in dem 161-Millionen-Einwohnerland – wohl als eine Art Wahlkampfhilfe – empfangen zu wollen. "Und unsere Wahlen sind bald", fügte sie hinzu. Kern: "Aber nicht so bald wie unsere."

Nach Kern traf Hasina auch Bundespräsident Alexander van der Bellen. Eigentlicher Grund für ihre Österreich-Reise war aber ein anderer: Die Premierministerin nimmt an einer internationalen Konferenz zum 60-jährigen Bestehen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) in Wien teil. (APA, 30.5.2017)