Bei Frauen ab 50 Jahren ist das Risiko für gefährliche Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt um mehr als sechs Prozent höher.

Foto: Getty Images/iStockphoto/KatarzynaBialasiewicz

Wien – Die meisten Kinder in den Industrienationen kommen heute als Wunschkinder zur Welt, sie sind Teil einer Lebensplanung ihrer Eltern, in der berufliches Fortkommen, das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und finanzielle Überlegungen aufeinander abgestimmt werden. Das führt dazu, dass Frauen immer später das erste Kind bekommen. Mütter mit 40 Jahren oder älter sind keine Seltenheit mehr.

Allerdings kann eine späte Schwangerschaft Folgen haben – für Mutter und Kind. Das bestätigt eine großangelegte aktuelle Studie. Durchgeführt von Forscherinnen und Forschern um Sarka Lisonkova von der University of British Columbia in Vancouver. Sie hatten Daten von mehr als 800.000 Schwangerer aus dem US-Bundesstaat Washington aus den Jahren 2003 bis 2013 herangezogen.

Alter ist unabhängiger Faktor

Mit dem steigenden Alter der Mütter steigt demnach die Wahrscheinlichkeit lebensbedrohlicher Komplikationen, heißt es im Fachblatt "PLOS Medicine". Faktoren wie Übergewicht oder eine künstliche Befruchtung wurden als Einflüsse herausgerechnet. Das Alter der Mutter zeigte sich für mehrere gesundheitliche Komplikationen als unabhängiger Einflussfaktor: So steige etwa das Risiko für einen Schock mit schwerer Kreislaufstörung bei der Geburt ab einem Alter von etwa 40 Jahren merklich, ebenso das für eine Fruchtwasserembolie oder für Nierenversagen.

Bei einer Fruchtwasserembolie dringt während der Entbindung Fruchtwasser über die Gebärmutter in den mütterlichen Kreislauf ein, eine oft tödlich endende Notfallsituation. Insgesamt kam es den Forschern zufolge im Durchschnitt bei 16 von 1.000 Geburten zu schweren, lebensbedrohlichen Komplikationen, die zum Teil tödlich verliefen. Als Normalwert wurde die Komplikationsrate bei 25 bis 29 Jahre alten Frauen herangezogen.

Deutlich mehr Risiko ab 39

Die Rate steige ab einem Alter von etwa 39 Jahren deutlich an, schreiben die Forscher. Bei 40 bis 44 Jahre alten Müttern lag sie demnach um knapp ein Prozent höher als bei den 25- bis 29-Jährigen. Frauen dieser Altersgruppe hatten ein dreifach höheres Risiko für einen Schock und ein achtfach höheres Risiko für eine Fruchtwasserembolie. Bei Frauen ab 50 Jahren lag das Gesamtrisiko für gefährliche Komplikationen gar um mehr als sechs Prozent höher.

"Die Ergebnisse sollen die Beratung für Frauen verbessern, die darüber nachdenken, ihren Kinderwunsch auf jenseits der 40 zu verschieben, und dem Gesundheitssystem wertvolle Informationen liefern", so die Forscher. "Da das Alter der Mütter weiter ansteigt, wird wahrscheinlich auch die Rate schwerer mütterlicher Erkrankungen in der Zukunft steigen."

Ab 35 Jahren "Risikoschwangere"

In Österreich wird eine Frau ab einem Alter von 35 Jahren als Spätgebärende und damit als "Risikoschwangere" eingestuft. Diese werdenden Mütter haben statistisch gesehen ein signifikant erhöhtes Risiko, Fehlgeburten und leichtere Komplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes, erhöhten Blutdruck, Gestose, eine tiefliegende Plazenta oder Thrombosen zu erleben. Deshalb sind für Schwangere ab diesem Alter zusätzliche Vorsorgetermine vorgesehen. (APA, lima, 31.5.2017)