Georg Willi hat realistische Chancen, 2018 erster grüner Bürgermeister von Innsbruck zu werden.

Foto: Die Grünen Tirol

Innsbruck – Willi will es noch einmal wissen. Der Tiroler Nationalratsabgeordnete hat die Kampfabstimmung der Innsbrucker Grünen am Montagabend gewonnen. Er wird die Partei als Spitzenkandidat in die Gemeinderatswahl 2018 führen. Knapp drei Viertel der Delegiertenstimmen entfielen auf den 58-Jährigen. Dabei hatten sieben von acht Grün-Gemeinderäten im Vorfeld seine Gegenkandidatin, die amtierende Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider, unterstützt.

Willi, ein begeisterter Chorleiter und -sänger, genießt die Sympathie der Basis. Seine Beliebt- und Bekanntheit reichen über die Parteigrenze hinaus. Der gebürtige Innsbrucker gehört seit 1989 zum politischen Inventar Tirols. Damals ist er für die bürgerlichen Vereinten Grünen in den Innsbrucker Gemeinderat eingezogen. Er galt schon immer als eher konservativer Grüner, was im heiligen Land gut ankommt. Mit seinem Chor tritt er regelmäßig in Kirchen auf.

Nachdem er sein Biologie- und Jusstudium abgebrochen hatte, startete er seine erfolgreiche Karriere als Berufspolitiker. Eine Bezeichnung, die er nicht als Beleidigung sieht: "Wenn ich einen Handwerker brauche, rufe ich einen Fachmann. In der Politik ist es ebenso." Bis 1994 blieb er Gemeinderat. Sein erster großer Erfolg war die Wiedervereinigung der beiden Grünen Listen Österreichs. Die stieß der ausgebildete Mediator mit Rainer Patek, damals Gemeinderat der Grünen Alternative, an. Zuerst in Innsbruck, dann in Tirol und schließlich in ganz Österreich.

Von 1994 bis 2013 war Willi Landtagsabgeordneter und lange Zeit auch Klubchef der Tiroler Grünen. In diese Zeit fielen mit die größten Wahlerfolge der Partei. Unvergessen sind seine Duelle mit dem damaligen Landeshauptmann Herwig van Staa (ÖVP). Doch auch die meisten politischen Gegner schätzen den netten Herrn von nebenan, als der Willi gern auftritt. Feinde, so hört man aus der Partei, habe er nur unter jenen, die er in internen Abstimmungen besiegt hat.

2013 wechselte Willi in den Nationalrat, wo er seither als Verkehrssprecher der Grünen reüssiert. Nachdem er nun alle drei Ebenen durchlaufen hat, kehrt er zurück auf die kommunale. Der verheiratete Vater eines 25-jährigen Sohnes will seine Heimatstadt, in der er drei Bauernmärkte gegründet hat, regieren – als erster grüner Bürgermeister. Die Chancen dafür stehen gut, zuletzt waren die Grünen bei NR- und EU-Wahlen in Innsbruck Nummer eins. (Steffen Arora, 30.5.2017)