Tiarella: unverzichtbar wichtige Schattenblüher, die auch mit dichten, feuchten, kalten Böden gut klarkommen und gerne einmal im Dauerschatten von hohen Hecken, niedrigen Bäumen und mittleren Sträuchern gedeihen.

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"Jetzt geht's los, jetzt geht's los", schallt es diesmal nicht aus dem Ernst-Happel-Stadion im Rahmen des Anpfiffs zu einem wichtigen Kickerl im Rahmen einer noch wichtigeren Qualifikation zu einem internationalen Wettbewerb – nein! Diesmal tönt es entsprechend aus den Gärten und Rosarien dieser Stadt, denn mit Juni beginnt der Rosenmonat.

Im Juni sollten die Rosen zeigen, was es heißt, einen eisigen Winter zu überstehen, was es heißt, zu früh oder zu spät geschnitten zu werden, und was es heißt, womöglich im Winter umgesetzt zu werden. Es heißt, trotzdem zu erstrahlen und die Welt mit der wesenseigenen Pracht zu verzücken.

Auf Gedeih und Verderb

Rosen sind nämlich in der Regel unkaputtbar, Kleinstkindern nicht unähnlich. Sie machen zwar auch ein Mordstamtam, wenn ihnen etwas nicht passt, gedeihen dann aber trotzdem ganz vorzüglich. Es entscheidet sich in Wahrheit beim Einkauf. Wer auf Rosengütesiegel achtet, findet in der Folge blühende Freunde auf Lebzeiten. Nur ganz selten kommt es vor, dass eine Rose von Anfang an kümmert und womöglich in der Folge verstirbt. Ein Virus, ein Pilz, ein Bakterium – wer weiß das schon? Weg ist weg.

Zeitgleich mit den in der heißen Frühsommersonne um die Wette strahlenden Rosenblüten stehen immer noch andere Pflanzen in den dunklen, feucht-modrigen Ecken der Gärten und geben ebenso ihr Bestes. Es sind die so unverzichtbar wichtigen Schattenblüher, die auch mit dichten, feuchten, kalten Böden gut klarkommen und gerne einmal im Dauerschatten von hohen Hecken, niedrigen Bäumen und mittleren Sträuchern gedeihen. Sie fangen meist im März an, ihr fesches Laub zu entfalten, und schieben dann ab April bis tief in den August hinein ihre schönen Blütenstände hinterher.

Ausdauernd und schnell

Im Speziellen sei hier von den Schaumblüten Tiarella die Rede. Sie gehören zu den Steinbrechgewächsen, sind ausdauernd krautig und vermehren sich in den schwer zu bestellenden Beeten per Rhizom in erfreulichem Tempo.

Der Blütenstand reicht vom Knöchel bis zum Knie, wenn man danebensteht. Sollte man jedoch auf dem Bauch liegen, überragt der Blütenstand den Körper problemlos an Höhe. Die traubig-rispenartigen Blüten sind so unfassbar entzückend wie fragil, halten die stärksten Winde sowie die widerlichsten Regengüsse im Frühjahr locker aus und bringen verspielte weiße bis rosige Lichtflecken in sonst eher dunkle Gartenecken. Und selbst das Laub variiert je nach Sorte in Form und Farbe.

Man kann also auch als kleine Vorstadtschattengärtnerin ein wenig gestalterisch tätig werden. Den Rest erledigen eh die Rosen. (Gregor Fauma, RONDO, 2.6.2017)