Nachdem bekannt wurde, dass Ernst Brandl, Pressesprecher des Grazer FPÖ-Stadtrats Mario Eustacchio und Redaktionsleiter der umstrittenen FPÖ-Stadtzeitung "Der Uhrturm", in den Aufsichtsrat des Festivals Steirischer Herbst einziehen soll (DER STANDARD berichtete), gibt es erste politische Konsequenzen. Der neue Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) hat sich den Gesellschaftsvertrag genauer angesehen und darin verbesserungswürdige Punkte gefunden.

"Ehrlich gesagt sind uns die Grausbirnen aufgestiegen", heißt es aus Rieglers Büro im Gespräch mit dem STANDARD. Man werde nun veranlassen, dass der Vertrag dahingehend geändert wird, dass der Intendanz des Festivals "völlige künstlerisch Freiheit zugesichert werden kann".

Weisungsfreiheit für Intendanz geplant

In dem Vertrag steht nämlich unter Punkt neun, dass zu den "zustimmungspflichtigen Geschäften", welche die Geschäftsführung, also die Intendanz, die derzeit noch Veronica Kaup-Hasler innehat und ab 2018 die Russin Ekaterina Degot, dem Aufsichtsrat vorlegen muss, auch das "künstlerische Programm" gehört. Zwar hätten die "Beschlüsse der Generalversammlung letztlich mehr Gewicht, aber wir wollen auf Nummer sicher gehen. Der Kunst ihre Freiheit", betont Riegler.

Völlige künstlerische Weisungsfreiheit sei etwa im Vertrag mit der Intendanz der Kulturhauptstadt 2003 gestanden. Nichts anderes wolle Riegler nun für den Steirischen Herbst. Er werde sofort auch Gespräche mit dem Land Steiermark aufnehmen. Die Vertragsänderung muss nämlich von der Landesregierung und dem Gemeinderat beschlossen werden. Die Kontrolle der Geschäftsgebarung durch den Aufsichtsrat bleibt natürlich unangetastet.

Als "Lex Brandl" wolle man das aber nicht verstanden wissen. Anlass für die genaue Durchsicht des Vertrags sei aber die Berichterstattung über die Bestellung des FPÖ-Mannes gewesen.

Empörung über "Rechtsaußenspieler"

Diese sorgt auch bei den Kultursprecherinnen von KPÖ, Christine Braunersreuther, und Grünen, Andrea Pavlovec-Meixner, für Empörung. "Ich habe befürchtet, dass aufgrund der Koalition auch jemand von der FPÖ in den Aufsichtsrat entsandt wird", sagt Braunersreuther zum STANDARD, "aber dass es einer ihrer Rechtsaußenspieler ist, der menschenverachtende Texte mitverantwortet, wie sie regelmäßig im 'Uhrturm' erscheinen, ist noch einmal etwas anderes."

Pavlovec-Meixner hält Brandl "für nicht geeignet, ein zukunftsweisendes avantgardistisches Festival wie den Steirischen Herbst mitzulenken", weil der ehemalige Feuilletonchef von Andreas Mölzers "Zur Zeit" den Grünen durch "platten Rassismus und Antifeminismus" aufgefallen sei sowie durch "untergriffige Attacken auf Personen, die sich für Mitmenschlichkeit und soziale Belange einsetzen". (Colette M. Schmidt, 31.5.2017)