Im April 2017, im Jahr 16 des Afghanistan-Krieges, setzten die USA dort erstmals ihre größte nichtnukleare Bombe ein: gegen eine Gruppe, die es 2001, als alles begann, noch nicht einmal gab, den "Islamischen Staat". Sie tötete damals ungefähr so viele Menschen wie der Anschlag Mittwochfrüh in Kabul.

Und wieder einmal hat man gewusst, dass das passieren wird: Die Frühjahrsoffensive der Taliban hat begonnen, die auch andere extremistische Gruppen mitzieht, und dazu kommt der Ramadan, in dem das Sterben besonders leichtfällt. In Afghanistan scheint sich nichts zu ändern, und wenn, dann nicht zum Guten.

Die US-Regierung von Donald Trump, von der man bisher nicht viel zu ihrem Problem am Hindukusch gehört hat, hat allerdings in Afghanistan mit einem neuen und gleichzeitig alten Spieler zu tun: US-Generäle behaupten, dass Russland vermehrt Kontakte zu den Taliban pflegt, sie vielleicht sogar militärisch unterstützt. Die Russen sehen, dass die Taliban die stärkste Barriere für den IS sind, sich in Afghanistan auszubreiten – nicht die US-Bomben.

Bei der Konsolidierung der schwachen afghanischen Regierung ist das nicht gerade hilfreich. Aber offenbar setzen die Russen darauf, dass die Taliban früher oder später ein gewichtiges Wort in der afghanischen Politik mitreden werden. Wenn einst die USA ihren bisher längsten Krieg endgültig verlassen haben werden, dann bleibt Russland.

Anschlag in Afghanistan
(Gudrun Harrer, 1.6.2017)