Bild nicht mehr verfügbar.

BeobachterInnen sehen die Fernsehausstrahlung als Teil einer zunehmenden Aufweichung der strikten islamischen Regeln im Land.

Foto: AP/Christophe Ena

Teheran – Ungewohnte Szenen im iranischen Fernsehen: Zur besten Sendezeit zu Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan haben TV-ZuschauerInnen dort Frauen ohne Kopftuch zu sehen bekommen. Regisseur Jalil Saman bediente sich dafür eines technischen Tricks, wie er der Zeitung "Haft-e Sobh" vom Mittwoch sagte.

Der Filmemacher drehte für das Historiendrama "Nafas" ("Atem") im Nachbarland Armenien Frauen mit offenem Haupthaar vor einer grünen Leinwand, einem sogenannten Greenscreen. Der iranische Hintergrund wurde später nachträglich digital eingefügt. "Das ist eine technische Errungenschaft, die für unser Kino und unser Fernsehen in der Zukunft von Nutzen sein kann", sagte Saman.

Zwar dürfen iranische Fernsehsender ausländische Filme mit Frauen ohne Kopftuch zeigen, wenngleich allzu freizügige Szenen regelmäßig verpixelt oder hinter digital eingefügten Objekten, wie etwa Lampen, versteckt werden.

Im Iran produzierte Formate müssen sich hingegen an strikte Regeln halten, wonach keine Darstellerinnen ohne Kopftuch zu sehen sein dürfen – selbst in historischen Filmen oder in Szenen, die Zuhause spielen, wo iranische Frauen ihren Kopf üblicherweise nicht bedecken.

Genehmigung durch Behörden

"Nafas" erzählt die Geschichte einer Krankenschwester, die in die Wirren der islamischen Revolution im Iran Ende der 70er Jahre gerät. Saman sagte, es wäre "absurd", vor der Revolution von 1979 jede Frau mit Kopftuch zu zeigen. Schauspielerinnen mit Perücken auszustatten, sei ihm von den Aufsichtsbehörden verwehrt worden. Die verbreitete Alternative, Frauen mit Hüten und um den Hals und die Ohren gewundenen Tüchern zu zeigen, sei hingegen "lächerlich".

Iranische Filmemacher müssen sich sowohl das Drehbuch als auch die Dreharbeiten und schließlich den zur Veröffentlichung fertigen Film von den Behörden genehmigen lassen. Zugleich gestehen auch die Behörden der Islamischen Republik ein, dass bei der Mehrheit der IranerInnen Satellitenschüsseln, die unzensierte Programme aus der ganzen Welt empfangen, verbreitet sind.

BeobachterInnen sehen die Fernsehausstrahlung als Teil einer stetigen Aufweichung der strikten islamischen Regeln im Land. So wird das Kopftuch beispielsweise auch in den wohlhabenden Vierteln der Hauptstadt Teheran immer weiter zurückgedrängt. Bei der Präsidentschaftswahl vor knapp zwei Wochen setzte sich der gemäßigte Amtsinhaber Hassan Ruhani mit deutlichem Vorsprung durch. Bei den Kommunalwahlen eroberte die Koalition aus Moderaten und Reformern die größten Städte des Landes zurück. (APA, 31.5.2017)