Von 1. bis 2. Juni findet in der Wiener Hofburg das Pioneers Festival statt.

Foto: Pioneers Festival

Die Jungunternehmersparte der Wirtschaftskammer warnt vor zu wenigen Fachkräften in Österreich. "Der IT-Fachkräftemangel ist sehr stark" sagte die Junge-Wirtschaft-Bundesvorsitzende, Amelie Groß, im Vorfeld des Pioneers Festival zur APA. Für Arbeitgeber sei es sehr schwierig gute Programmierer und Entwickler zu finden.

IT-Lehrinhalte ausbauen

Groß fordert die IT-Lehrinhalte in der Schule stark auszubauen. Der Informatikunterricht in den österreichischen Schulen habe sich in den vergangenen Jahren wenig weiterentwickelt.

Die Anstrengungen der Politik bessere Bedingungen für Start-ups in Österreich zu schaffen, lobt die Interessensvertreterin. "Gut, dass schon viel passiert ist." Das mit 185 Mio. Euro dotierte Start-up-Paket der Bundesregierung sei "ein guter Schritt." Auch das seit Herbst 2015 in Kraft getretene Alternativfinanzierungsgesetz-Gesetz hat sich nach Ansicht von Groß bewährt. "Das Crowdfunding-Gesetz ist eines der besten in Europa."

Handlungsbedarf sieht die Junge-Wirtschaft-Bundesvorsitzende noch bei den Finanzierungsbedingungen von Start-ups und anderen Jungunternehmen. Die Junge Wirtschaft fordert deswegen schon länger einen Steuer-Beteiligungsfreibetrag. Bis zu 100.000 Euro an Investitionskapital sollten verteilt auf fünf Jahre als Freibetrag geltend gemacht werden können. Damit würde ein Anreiz für Investoren geschaffen, um in österreichische Unternehmen zu investieren.

Beschäftigungsbonus

Auch der geplante Beschäftigungsbonus sei für Jungunternehmen sehr hilfreich, so Groß. Sie gehe davon aus, dass der Beschäftigungsbonus, der für neu eingestellte Mitarbeiter die Lohnnebenkosten für drei Jahre um die Hälfte senken soll, noch von der Bundesregierung umgesetzt werde. Damit es aber zu keiner bösen Überraschung komme, müsse der Beschäftigungsbonus unbedingt grünes Licht der EU-Kommission bekommen, damit es nicht zu Rückzahlungen komme.

Die Junge-Wirtschaft-Chefin erinnerte daran, nicht Unternehmensneugründungen und Start-ups zu verwechseln, wie es derzeit oft passiere. Nur 1,5 bis 3 Prozent der jährlichen Neugründungen sind Start-ups, in absoluten Zahlen rund 500 bis 1.000. Insgesamt gibt es je nach Schätzmethode zwischen 2.000 und 4.000 Start-ups in Österreich, errechnete die KMU Forschung Austria Ende Februar für die WKÖ-Jungunternehmervertretung. Für die KMU Forschung Austria gilt ein Unternehmen erst als Start-up, wenn es eine (technologische) Innovation einführt oder ein innovatives Geschäftsmodell verwendet, jünger als 10 Jahre ist und ein starkes Umsatz- oder Beschäftigungswachstum verfolgt.

30.000 Unternehmensgründungen

Der Uniprofessor Gottfried Haber von der Donau-Universität Krems hat für die Junge Wirtschaft die Beschäftigungseffekte der rund 30.000 Unternehmensgründungen in Österreich im Jahr 2016 berechnet. Insgesamt schufen die Neugründungen des Jahres 2016 direkt 70.431 Arbeitsplätze, durch Vorleistungen kamen 70.479 Jobs dazu und Kaufkrafteffekte bewirkten weitere 16.827 Arbeitsplätze, geht aus der aktuellen Studie hervor. Insgesamt hängen laut dem Ökonomen 157.739 Arbeitsplätze mit den Unternehmensneugründen 2016 zusammen.

Aus Sekundärquellen hat Haber auch die kritischen Faktoren für Unternehmensneugründen in Österreich herausgearbeitet: Kapitalmangel, bürokratische Eintrittsbarrieren, Transaktionskosten des Markteintritts, Fixkostenbelastung durch Infrastruktur und Arbeitnehmer und soziale Absicherung belasten das Gründungsgeschehen. Bei diesen Punkten gebe es für die Politik noch viele Verbesserungsmöglichkeiten, betonte der Ökonom. (APA, 1.6.2017)