Berlin – Nach dem verheerenden Anschlag in Kabul hat der Kanzlerkandidat der deutschen Sozialdemokraten, Martin Schulz, einen vorläufigen Abschiebestopp für Flüchtlinge aus Afghanistan gefordert. "Ich glaube, dass wir im Lichte der Ereignisse des gestrigen Tages zunächst einmal nicht weiter abschieben sollten", sagte der Parteivorsitzende am Donnerstag beim WDR-Europaforum in Berlin.

Das Auswärtige Amt müsse nun die Sicherheitslage neu bewerten. Dann müsse auf dieser Grundlage entschieden werden, ob und wann die Abschiebungen wieder aufgenommen werden könnten. Zurzeit seien sie "kein vertretbares Instrument", sagte Schulz. "Ich selbst bin der Meinung, dass erst einmal keine Kinder und Frauen nach Afghanistan abgeschoben werden dürfen."

Bei einem Anschlag nahe der deutschen Botschaft in Kabul waren am Mittwoch mindestens 90 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) will aber weiter abgelehnte Asylwerber zurückschicken. Den am Mittwoch abgesagten Flug will er möglichst bald nachholen. Österreich hat am Mittwoch 17 Afghanen nach Kabul zurückgeführt. (APA, 1.6.2017)