Als Beobachter der südafrikanischen Politik sollte man abgehärtet sein – doch die jüngsten Enthüllungen verschlagen einem dennoch die Sprache. Die Unverfrorenheit, mit der Staatspräsident Jacob Zuma eine Parallelherrschaft aufgebaut hat und seine Landsleute betrügt, ist atemberaubend: Der ehemalige Befreiungskämpfer und Genosse Nelson Mandelas hat sich endgültig als kaltblütiger Ganove erwiesen. Der aus Indien stammenden Gupta-Familie könnte man – fälschlicherweise – noch zugute halten, dass sie nicht ihr eigenes Volk, sondern eine "fremde" Nation ausweidet: Für deren Kumpanen im höchsten Regierungsamt gibt es nicht einmal diese Entschuldigung.

Nach allem, was schon jetzt bekannt ist, gehört Jacob Zuma hinter Gitter – gemeinsam mit den drei Gupta-Brüdern und mehreren Dutzend in höchsten Ämtern sitzenden Lakaien, die sich an der Plünderung der so hoffnungsfroh angetretenen Regenbogennation beteiligt haben. Selbstverständlich sind dafür rechtsstaatliche Verfahren nötig: Doch genau damit fängt das Problem an, das jetzt bevorsteht. Denn Zuma hat sich nicht nur einen konstanten Geldfluss aus dem Guthaben der Steuerzahler gesichert: Er hat auch so gut wie alle Institutionen untergraben, die ein Rechtsstaat zu seiner Sicherung nötig hat – die höchsten Polizeiermittler, die Staatsanwaltschaft, das einzigartige Amt der Anwältin der Öffentlichkeit.

Keiner hält es für möglich, dass der kaltblütige Räuber kampflos aufgeben wird: Er selbst hat das schon angedeutet. Noch hat Zuma die Macht über das Kabinett, die Geheimdienste, die Polizei und Sicherheitskräfte. Dem Kap der Guten Hoffnung steht ein besorgniserregender Winter bevor. (Johannes Dieterich, 1.6.2017)