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Gerd Honsik textet seine Propaganda in Ungarn.

Foto: Hans Punz/dapd

Der in Österreich wegen Wiederbetätigung verurteilte Neonazi-Agitator Gerd Honsik hat in Ungarn eine Heimstatt gefunden. Der 75-Jährige habe im Vorjahr in der Grenzstadt Sopron ein Haus gekauft, berichtete am Donnerstag die Wochenzeitung "HVG".

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) stuft Honsik als einen Vordenker in "zentralen Gruppierungen der österreichischen Neonaziszene" ein. Seit Jahrzehnten betreibe er "rassistische und antisemitische Propaganda sowie die Leugnung oder Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen", so das DÖW.

Österreichische Gerichte verurteilten Honsik 1992 wegen Wiederbetätigung und 2009/10 nach dem Verbotsgesetz zu Haftstrafen. Bis zu seinem Umzug nach Ungarn lebte er, wenn er auf freiem Fuß war, hauptsächlich in Spanien.

Propaganda im Netz

In seiner rechtsextremen Propagandatätigkeit ließ Honsik trotz Verurteilungen nie wirklich nach. Derzeit betreibt er einschlägige Seiten auf Facebook, auf der russischen Plattform vk.com sowie die – über russische Server operierende – Website radio-honsik.info. Laut dem Bericht in "HVG" lebt er von Spenden aus der Sympathisantenszene. Der Soproner Filiale der Budapest Bank wurde der ältere Herr aus Österreich offenbar zu suspekt – sie soll ihm das Konto gekündigt haben. Dafür habe er ein neues bei der Lövo és Vidéke Takarékszövetkezet (Spargenossenschaft Lövo und Umgebung) eröffnet, erfuhr "HVG".

Aufhorchen lässt die Soproner Präsenz von Gerd Honsik auch deshalb, weil just in derselben Stadt die ungarische Polizei am 15. Mai den prominenten deutschen Holocaust-Leugner Horst Mahler verhaftete. Dieser entzog sich durch die Flucht nach Ungarn einer Reststrafe in Deutschland. Ungarn nahm ihn aufgrund eines Europäischen Haftbefehls in Abschiebehaft. Seine Überstellung nach Deutschland dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.

Achtung vor Mahler

Ob Honsik eine aktive Rolle bei der "Ungarnreise" Mahlers spielte, lässt sich nicht sagen. In seinen Propagandatexten ist er aber Feuer und Flamme für den Rechtsextremisten. "Ihn treiben Liebe und Zorn: / Wenn Mahler flieht, dann nach vorn!", dichtete er online.

Infolge des Wirkens des rechtspopulistischen Regierungschefs Viktor Orbán ist Ungarn zu einem Tummelplatz von internationalen Rechtsextremisten geworden. Figuren aus der amerikanischen Alt-Right-Szene geben sich hier ebenso ein Stelldichein wie britische Rassisten oder einschlägige schwedische Aktivisten.

"Echte Flüchtlinge"

Orbán hat sie eigentlich unmissverständlich eingeladen, als er im Februar in einer Rede die "echten Flüchtlinge" willkommen hieß: westeuropäische Christenmenschen, die vor Multikulti fliehen, "die ihr Europa in der eigenen Heimat verloren haben".

Doch die "Gäste" werden dem Premier zur Imagelast. Vergangene Woche verfügte die Orbán direkt unterstellte Anti-Terror-Einheit TEK die Ausweisung der britischen Rechtsextremisten Nick Griffin und James Dowson. Deshalb könnte es für Gerd Honsik in Sopron ebenfalls bald eng werden. (Gregor Mayer aus Budapest, 1.6.2017)