ÖVV-Präsident Peter Kleinmann will im September abtreten.

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Der niederösterreichische Landesverbandspräsident Thomas Mayer ist einer der schärfsten Kritiker der Verbandsspitze.

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Wien – Es ist ein durchaus bizarres Schauspiel in mehreren Akten. Der Vorhang ist noch nicht gefallen. Am Donnerstag wurde ein weiterer Akt im Volleyball-Theater gegeben. In Form einer Pressekonferenz im Golfclub am Wienerberg in Wien-Favoriten. Hauptdarsteller: Thomas Mayer, Präsident des niederösterreichischen Verbandes, und Bernd Csar, Präsident des burgenländischen Verbandes. Sowie in einer Spezialrolle: Peter Kleinmann. Der Präsident des nationalen Verbandes (ÖVV) sollte gegen Ende der Pressekonferenz einen Sonderauftritt bekommen.

Worum geht es? Es herrscht Misstrauen. Gegen Kleinmann, gegen dessen Vize Michael Henschke. Darin sind sich fünf beziehungsweise im Fall von Henschke sechs Landesverbände einig. Misstrauensgründe gebe es unterschiedliche, wie Mayer sagte.

Die Ohrfeige, der Umgang

In einer Sache sind sich die kritischen Landespräsidenten aber einig. Mayer: "Der Umgang des ÖVV-Vorstandes mit Tätlichkeiten ist nicht in Ordnung." Es geht um eine Watschenaffäre. ÖVV-Vizepräsident Henschke, gleichzeitig Sportdirektor und Nachwuchstrainer bei VCA Amstetten, hatte im Jänner einen jugendlichen Spieler geohrfeigt. Laut Kleinmann hat Henschke daraufhin "die bisher härteste Strafe im ÖVV" erhalten: 2.000 Euro Bußgeld und 48 Spiele bedingte Sperre.

Vor drei Wochen wurden schließlich Misstrauensanträge auf einer außerordentlichen Generalversammlung des ÖVV behandelt. Jener gegen Henschke ging mit fünf Stimmen durch, jener gegen Kleinmann mit vier Stimmen nicht. Zwar stimmte mit dem Burgenland auch ein fünfter Landesverband gegen Kleinmann. Allerdings erkannte ÖVV-Jurist Gerald Schefcik die Vollmacht des vom verhinderten burgenländischen Präsidenten Csar entsandten Vertreters nicht an. "Eine Spitzfindigkeit", wie Schefcik später zugab. Eine von Csar beauftragte Juristin habe die Vollmacht für gültig erklärt.

"Herabwürdigender Umgang"

Am Freitag wollten Mayer, Csar, eine Vertreterin aus Kärnten sowie ein Vertreter des steirischen Verbandes "Fakten klarstellen", wie Csar sagte. "Das ist keine Pressekonferenz gegen Kleinmann." Csar: "Die Frage ist, wie gehen wir miteinander um."

Laut Mayer lässt der Umgang "Wertschätzung vermissen. Er ist herabwürdigend und menschenverachtend." Der Ablauf der Generalversammlung sei "unfair" und "undemokratisch" gewesen. Als Beispiele dafür nannte er die nicht anerkannte Vollmacht sowie die damit einhergehende verweigerte Abwahl Henschkes. Für eine Abwahl hätte es sechs Stimmen benötigt.

Security sperrte Kleinmann aus

Mayer sagt: "Die Unzufriedenheit vieler Funktionäre macht einen Führungswechsel nötig." Er meint Kleinmann und Henschke. Beide waren an diesem Donnerstag übrigens anwesend. Drei Security-Mitarbeiter verwehrten ihnen allerdings den Zutritt zum Raum der Pressekonferenz.

Kleinmann schaute draußen vor der Tür den ORF-Livestream. Am Ende durfte er doch noch eintreten, um für den ORF Stellung zu beziehen. "Ich verstehe das Affentheater nicht." Schließlich habe er bereits vor längerer Zeit angekündigt, im Alter von 70 Jahren, also im September, als Präsident abtreten zu wollen. Mayer sagt, er weiß davon erst seit drei Wochen, seit Kleinmann dies öffentlich gesagt hatte. Mayer traut der Sache nicht. "Er hat schon einmal angekündigt, abtreten zu wollen, und hat es nicht getan."

Sollte Kleinmann gehen, wäre auch Vize Henschke weg. Kleinmann hat auch schon einen aus seiner Sicht qualifizierten Nachfolgekandidaten im Auge. Einen Namen wollte er noch nicht nennen.

Wie die aufmüpfigen Landesverbände weiter vorgehen wollen, ist noch nicht geklärt. Ein Abwarten des angekündigten Abgangs von Kleinmann ist ebenso denkbar wie ein erneuter Misstrauensantrag. Das Volleyball-Theater geht also in die Fortsetzung. (Birgit Riezinger, 1.6.2017)