Wien/Bozen – 25 Jahre ist es her, dass der am Donnerstag verstorbene damalige Außenminister Alois Mock dem früheren italienischen Botschafter in Wien, Alessandro Quaroni, die diplomatische Note zur Beilegung des Streits um Südtirol überreicht hat. Befürchtungen, dass fortan nur inneritalienisches Recht zur Anwendung komme, hätten sich nicht erfüllt; selbst Ängste, die Südtirol-Autonomie könne erstarren, seien grundlos gewesen, sagte Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher am Donnerstag in Wien.

Österreich habe weiter eine Schutzfunktion, und es sei in Verhandlungen mit Rom auch möglich gewesen, dass die Zuständigkeit beispielsweise für Lehrer, aber auch für frühere Staatsstraßen an das Land Südtirol übertragen wurde.

Verhandlungsbereite Gegenseite notwendig

"Das Modell Südtirol ist nicht eins zu eins auf andere Regionen in Europa übertragbar", sagte Kompatscher. Anderen Minderheiten Ratschläge zu geben sei schwer, sagt der Landeshauptmann. Verhandeln sei aber immer zielführend, wiewohl es eine Gegenseite brauche, die verhandlungsbereit sein müsse – freiwillig oder wie im Fall Italiens durch den Pariser Vertrag erzwungen.

Am 11. Juni werden Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Italiens Staatschef Sergio Mattarella in Meran das Jubiläum der Streitbeilegung begehen – mit Musik, aber ohne Schützen. Diese haben die Teilnahme verweigert, weil beim Festakt auch die italienische Staatshymne gespielt wird. (stro, 1.6.2017)