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Wien – Österreichs Sägeindustrielle beißen sich an kleinen Forstbesitzern die Zähne aus. Holz gibt es ihrer Einschätzung nach in Österreich in Hülle und Fülle, allein es werde zu wenig geschlägert. "Viele Waldbesitzer in dritter Generation wissen oft gar nicht mehr, wo ihr Wald überhaupt ist", klagt Herbert Jöbstl, Vorsitzender der Sägeindustrie. Er schätzt, dass mittlerweile ein Viertel der Kleinwaldbesitzer fernab der Höfe und Gründe ihrer Eltern lebt. Der Anteil jener, die aus den geerbten Baumbeständen keinen wirtschaftlichen Nutzen ziehen, nehme rasant zu.

Jährlich wachsen in Österreich 30 Millionen Festmeter Holz nach. 16 bis 18 Millionen davon werden im Schnitt geerntet. Die Industrie fordert vehement einen Einschlag von gut 22 Millionen Festmetern. Andernfalls sieht sie ihre Marktanteile im internationalen Holzgeschäft davonschwimmen. Der Bedarf an Holz steigt nämlich weltweit. Um den Anschluss nicht zu verlieren, sind Verarbeiter auf Importe aus Tschechien, Bayern und Slowenien angewiesen. Auf die ist auf Dauer jedoch kein Verlass.

Höhere Preise kein Anreiz

Höhere Preise seien aber für die kleinen Waldbesitzer kein Anreiz fürs Schlägern, sagt Jöbstl. Künftig soll daher ein ganzes Bündel an Maßnahmen den Einschlag mobilisieren. Bürgermeister etwa werden dazu angehalten, die Bewirtschaftung der Gemeindewälder zu überdenken – und hofferne Besitzer zu Selbigem zu motivieren.

"Der Wald altert, und Vermögen wird vernichtet", sagt Erich Wiesner, Verbandsobmann der Holzindustrie. Holz nicht zu nutzen, bringe auch ökologisch nichts, ist Erlfried Taurer, Sprecher der Plattenindustrie, überzeugt.

Lieber Schwammerlsuchen

Die Industrie habe kein Anrecht aufs Holz, manch kleiner Forstbesitzer sehe seinen Wald eben als eiserne Reserve, wirft Felix Montecuccoli, Präsident der Land- und Forstbetriebe, auf Anfrage des Standard ein. "Daraus kann man keinem einen Vorwurf machen." Auch die Vorbehalte rund um effiziente Bewirtschaftung schrecken viele ab, sie begnügten sich dann lieber mit Schwammerlsuchen. Montecuccoli betont die Bedeutung einer starken Holzindustrie für Österreich. Entscheidend für höheren Einschlag aber sei, Nachhaltigkeitszertifikate zu forcieren und zu bewerben.

Geschäfte rund ums Holz sorgen in Österreich für 7,44 Milliarden Euro an Produktionswert. Gut 1300 Betriebe zählen 25.000 Mitarbeiter. Ihre Exporte stiegen 2016 um vier Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Unterm Strich macht die Branche Handelsüberschüsse von mehr als einer Milliarde Euro. Treiber sind vor allem Hightech-Produkte. In Wien entsteht aktuell ein Holzhochhaus mit 24 Geschossen. (vk, 2.6.2017)