Neue Welt, eine Menge neuer Skills, die gefragt sind

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Entscheider weltweit rechnen im Laufe dieses Jahres in allen Sektoren mit einer starken Zunahme der digitalen Disruption. Während diese in Technologie- und Konsumgüterunternehmen bereits weit fortgeschritten ist, erwartet der Healthcarebereich den größten Digitalisierungsschub, gefolgt von Financial Services und Industrials. Obwohl die Digitalisierung durch die oberste Führung initiiert und unterstützt wird, stockt in vielen Unternehmen die Umsetzung.

Hauptgründe sind der Mangel an Talenten, die Trägheit großer Organisationen sowie interne Silostrukturen. Dies ergab eine weltweite, branchenübergreifende Studie der Personalberatung Russell Reynolds Associates, bei der 1500 Manager der obersten Führungsebene interviewt wurden. Dabei stellen Europa (43 Prozent) und die USA über zwei Drittel der Befragten.

Jeder zweite Top-Manager klagt über fehlendes Knowhow zur Digitalisierung und über mangelnde hausinterne Expertise. Jeder Zehnte gibt sogar zu, die firmeneigene Digital-Strategie nur in Ansätzen zu verstehen. Fast ebenso viele sehen die Trägheit der Organisation und die Silomentalität in vielen Funktionen als große Hindernisse. Weitere Barrieren sind zu kleine Budgets, zu geringe Managementkapazität und schlechte Technologieinvestitionen.

Nur Daten sammeln?

In allen untersuchten Branchen haben mindestens die Hälfte der Organisationen mit der digitalen Transformation begonnen, in Technologie- und Konsumgüterfirmen sogar fast drei Viertel. Dagegen hat aktuell erst rund jeder zweite Industriekonzern entsprechende Programme. Den größten Digitalisierungssprung erwarten Führungskräfte in der Healthcareindustrie, bei Finanzdienstleistern und Industrieunternehmen.

Im Vordergrund stehen bei den 1500 befragten Führungskräften derzeit eine verstärkte Kundenbindung bzw. Interaktion mit diesen, eine verbesserte Datenerfassung sowie die Nutzung neuer Marketingkanäle. Allerdings: Nur 44 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass die verfügbaren Daten ausreichend effektiv genutzt werden.

Hier schließt sich der Kreis zu den – wie es gerne heißt – "limitierenden Humanressourcen". Kurz: Die Leute, die das können, gibt es kaum. "Dadurch entstehen Unternehmen direkte Kosten, da sie die Ausbildung selbst bereitstellen bzw. die knappen Ressourcen mit überhöhten Gehältern abwerben müssen. Zusätzlich entstehen Opportunitätskosten, da Unternehmen Marktchancen aufgrund von Ressourcenmangel nicht wahrnehmen können", formuliert das die Internetoffensive Österreich in einer aktuellen Studie (durchgeführt von der Education Group) zum tatsächlichen Mangel an fachlichen, sozialen und praktischen Fähigkeiten im Feld der IT in Österreichs Wirtschaft.

Was Firmen suchen

Konkret: Jedes fünfte Unternehmen sieht in den nächsten Jahren Probleme bei der Besetzung von Jobs im IT-Bereich. Der durchschnittliche Mangel ist mit rund 20 Prozent über die Unternehmensgröße konstant.

Besonders schwerwiegend ist demnach der Mangel an ausgebildeten Data Scientists (durchschnittlich 58 Prozent), die vor allem von großen Unternehmen gesucht werden sowie an Software-Entwicklern, wobei hier der Mangel vor allem in Kleinstunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern existiert.

Starke Nachfrage bestehe vor allem bei Berufen, die den Brückenschlag zwischen IT und Business darstellen, wie beispielsweise Business Analysts, IKT-Berater und Test Specialists. Kaum einen Mangel gibt es hingegen bei den mittlerweile traditionellen bzw. Technik-nahen Berufen wie etwa Datenbankadministratoren, Netzwerkspezialisten oder Systemadministratoren.

Die Internetoffensive Österreich, Zusammenschluss von Unternehmen in Informations- und Kommunikationstechnologie, mahnt mit den Daten ihrer Studie zur Investition in den Standort: In allen Ausbildungszweigen müssten "digital skills" implementiert werden. Aus- und Weiterbildung sowie Umschulung Berufstätiger müsse forciert werden, die Fachkräfterekrutierung im Ausland unterstützt plus die Infrastruktur (5G) ausgebaut werden. (6.6.2017, kbau)