Der einzige Nachteil: Man kommt nicht gerne an, wenn man unterwegs ist. Und man steigt nicht gerne aus, wenn man angekommen ist. Denn grundsätzlich ist man im Porsche 911 Carrera 4 GTS Cabrio, so der volle Name, überaus gerne unterwegs.

Foto: Guido Gluschitsch

Auf dem Weg von Wien nach Rabac ergaben sich daher auch etliche Stopps und Umwege, Jause und Pause am Faaker See, ein Cappuccino im Hafen von Grado, einmal Winken in der Marina von Monfalcone, herrliche Cevapcici mit Meerblick beim Scheriani oberhalb von Muggia, die Wartezeit an der slowenisch-kroatischen Grenze war nicht eingeplant, aber bewältigbar, noch ein Topf Miesmuscheln bei Porec, schließlich ließ es sich nicht mehr hinauszögern: Ankunft in Rabac. Und ja, ab dem Faaker See war das Verdeck offen, und ja, das geht auch gut auf der Autobahn, und nein, so schlau war das nicht: Ein halber Sonnenstich bereits am ersten Tag, die Nase blinkte rotleuchtend.

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Abgesehen von der eigenen Unzulänglichkeit ist man versucht zu sagen: das perfekte Auto. Kann alles. Außer vielleicht lange Urlaubsreisen mit der Großfamilie, das geht sich platzmäßig nicht aus.

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Angetrieben wird dieser 911er von einem Sechszylinder mit drei Liter Hubraum und 450 PS, also ein bisschen mehr als das Vorgängermodell. Und dieser Porsche kann grundsätzlich wirklich alles – und das jeweils sehr gut. Man kann damit sehr gemütlich unterwegs sein, der Porsche ist absolut alltagstauglich, sehr einfach zu bedienen und zu fahren. Er ist nicht zu hart, und im Kofferraum vorne lässt sich doch mehr Gepäck oder ein größerer Einkauf versenken, als man das erahnen würde.

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Aber deswegen wird niemand einen Porsche kaufen. Prinzipiell geht es darum, wie schnell sich dieser Porsche bewegen lässt. Sehr schnell. Richtig schnell. Auch dank des Allradantriebs sind die Grenzen weit gesteckt. Die Leistungsdaten sind beeindruckend: Von null auf hundert in 3,7 Sekunden, die mögliche Höchstgeschwindigkeit ist eher theoretischer Natur und gerade bei einem Cabrio paradox: 306 km/h.

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Auch frühere 911er- Modelle wurden für ihre Perfektion gelobt, es war fast schon langweilig, wie bedingungslos gut der 911er war, da kam die Emotion zu kurz. Im GTS stimmt aber alles, auch die Emotion. Im Sportmodus röchelt und bollert der Motor, die Fahrwerksabstimmung strafft sich, die Gänge knacken unglaublich schnell und präzise hinein. Nie ist man überfordert, die Gefahr besteht eher darin, sich zu überschätzen, so vertrauensvoll nimmt der 911er einen an die Hand.

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Gerade auch im Vergleich mit den anderen Cabrios, die uns auf der Reise begleiteten, spielt der Porsche seine Stärken aus, er ist agiler, sicherer und auch schneller. Letztlich auch schneller als der Lamborghini, für den mehr Können notwendig ist, um ihn im Grenzbereich schnell zu bewegen. Da werden einem Grenzen gesetzt. Der Porsche hingegen macht uns zu besseren Fahrern, zu schöneren auch. (Michael Völker, 2.5.2017)

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ZWEITE MEINUNG

Neben dem Huracán dient der Porsche gerade einmal als Nebenschauplatz, wenn man die Nase schon in den Abarth gehalten, den Mercedes mit "Ja, der wäre was." abgetan und am MX-5 das Verdeckgestänge verstanden hat. Dann sagt man: "Mhm, jaja, Porsche. 911, gell? Eh schön." In diesem Auto hat man Privatsphäre. Den 911er meint jeder schon zu kennen und nervt einen darum nicht mit PS- und Preisfragen. Eh gut, dann kann man in Ruhe Kreise um die anderen fahren. (glu)