Weder krank noch vergiftet – nur extrem weit vom Kurs abgekommen.

Foto: Credit Kimberly Walters

Vancouver – Forscher der University of British Columbia präsentieren im "Wilson Journal of Ornithology" einen Fall, den sie auch nach fünf Jahren nicht restlos klären konnten: Im Mai 2012 war nahe dem Container-Terminal Deltaport an der kanadischen Westküste ein toter Malaiensegler (Apus nipalensis) gefunden worden. Der 15 Zentimeter lange Vogel, ein Verwandter unseres Mauerseglers, stammt aus Südostasien, hatte also offensichtlich den Pazifik überquert.

Wie genau ihm das gelungen ist, muss laut der forensischen Ornithologin Ildiko Szabo vom Beaty Biodiversity Museum offen bleiben. Theoretisch können Segler monatelang in der Luft bleiben – doch müssen sie währenddessen Insekten fangen, und da ist mitten über dem Pazifik nichts zu holen. Und die Tiere sind auch darauf eingestellt, ihre Nahrung im Flug zu fangen. Es lasse sich also schwerlich ein Szenario ausmalen, wie der Vogel als blinder Passagier auf einem Schiff hockend nach herumkrabbelndem Ungeziefer geschnappt habe.

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Auch ein Flugzeug als Transportmittel schließen die Forscher aus: Der Vogel könnte höchstens vor dem Start ins Fahrwerk geraten sein, doch wies sein Gefieder keinerlei Beschädigung auf, die darauf schließen ließe, dass er sich verheddert hätte. Anzeichen für Krankheiten, Parasiten oder eine Verschmutzung, etwa durch Öl, wurden ebenfalls keine gefunden.

Bleibt also die Variante, dass er tatsächlich die ganze Strecke geflogen ist – entweder von einem Sturm oder einer Störung seines Magnetsinns auf einen falschen Kurs gebracht. Für eine Pazifiküberquerung aus eigener Kraft spricht auch, dass der Malaiensegler extrem abgemagert war und sein gesamtes Körperfett aufgezehrt hatte.

Happy End hat die Geschichte des Rekordfliegers keine: Er starb offenbar kurz, nachdem er endlich wieder Land erreicht hatte, nur 40 Meter von der Küste entfernt. Er ist nun als Präparat im Beaty Biodiversity Museum von Vancouver ausgestellt. (red, 6. 6. 2017)