Rotterdam – Im Skandal um den früheren Direktor einer Samenbank in den Niederlanden sind etwa 20 durch künstliche Befruchtung gezeugte Menschen ihrem Ziel eines Genabgleichs einen Schritt näher gekommen. Kürzlich beschlagnahmte DNA-Proben des früheren Samenbank-Chefs dürften zur Erstellung eines DNA-Profils verwendet werden, entschied am Freitag ein Zivilgericht in Rotterdam.

Dabei geht es um den kürzlich verstorbenen Arzt Jan Karbaat. Richterin Petra de Bruin machte es allerdings zur Auflage, dass "die Ergebnisse dieser Untersuchung unter Verschluss bleiben, bis ein anderer Richter urteilt, ob die Ergebnisse mit der DNA von einer Gruppe Kindern verglichen werden" dürfe. Dafür sollten die Kläger "mehr Beweise" vorlegen. Ob die beantragten Vaterschaftstests vorgenommen werden dürfen, bleibt damit vorerst offen. Karbaats Angehörige lehnen die Analysen unter Verweis auf ihre Privatsphäre ab.

Vater von mindestens 19 Kindern

Vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass der im April im Alter von 89 Jahren verstorbene Reproduktionsmediziner vermutlich der Vater von mindestens 19 Kindern ist, die nach einer künstlichen Befruchtung geboren wurden. Das kam bei einem DNA-Abgleich heraus, für das ein Kind aus Karbaats Ehe freiwillig seine DNA zur Verfügung gestellt hatte.

Mehrere Eltern und Kinder hatten dem Reproduktionsmediziner seit langem vorgeworfen, für die In-Vitro-Befruchtungen in seiner Klinik nicht das Sperma des gewünschten Spenders, sondern sein eigenes Sperma verwendet zu haben. 23 Niederländer hatten deshalb einen DNA-Test gefordert. Bei einem Vergleich mit der DNA von Karbaats offiziellem Kind wurde in 19 Fällen eine Übereinstimmung festgestellt. Ob diese sich auch an der Zivilklage in Rotterdam beteiligten, war unklar.

Der Anwalt von Karbaats Familie, Tim Bueters, hatte vergangenen Monat gesagt, der Mediziner habe selbst einmal erzählt, er sei der leibliche Vater von 60 durch In-vitro-Befruchtung gezeugten Kindern. Anfang Mai beschlagnahmte die Polizei mehrere persönliche Gegenstände des Arztes, darunter seine Zahnbürste. (APA, AFP, 2.6.2017)