Schrieb ein schräges Musical: Clemens Wenger.

Foto: Astrid Knie

Wien – Eine türkisch-wienerische Musikkomödie, die am Brunnenmarkt spielt, zeigt die Netzzeit-Gruppe – Komponist Clemens Wenger klärt über Näheres auf: "Die Geschichte spielt im Fleischhauermilieu. Ibrahim Amir hat eine possenhafte Milieustudie geschrieben: Da ist die türkische Familie und jene aus Ottakring. Sie haben konkurrierende Betriebe am Brunnenmarkt. Das bietet Konfliktpotenzial, doch deren Kinder haben ganz eigene Vorstellungen vom Leben. Es entwickeln sich eine Liebesgeschichte und eine skurrile Nebenhandlung."

Alle streiten, "singen, tanzen, feiern, küssen sich durchs Stück", sagt Wenger, aber welche Musik dazu? "Da gibt es die Rapperin Esra Özmen, eine türkische Opernsängerin, junge Musicaldarsteller, Schauspieler: Deren Stärken wollte ich in die Kompositionen einfließen lassen. Das Stück ist auch eine Übung in Akzeptanz, da müssen die Ottakringer hören, wie die Türken musizieren, die Jungen rappen den Alten die Walzerseligkeit um die Ohren."

Als Vorbereitung hat Wenger "türkische Musik studiert, jeden Tag ein Stück geschrieben und mit Maqams, also Tonleitern der arabisch-islamischen Musik, improvisiert. Ein paar der dabei entstandenen Themen finden sich in den Songs wieder."

Die Lyrics sind übrigens von Wilfried: "Er ist ein Worttüftler, kreiert Redewendungen und Sprachbilder, die sich einbrennen. Außerdem ist er rhythmisch ganz klar und stark. Das war schon die halbe Miete beim Finden der Musikthemen", so Wenger, der zur Stückform meint: "Beim Komponieren find ich es störend, mir vorzustellen, welches Genre meine Inspiration jetzt bedienen muss. Der Wunsch war, ein heterogenes Publikum im Rahmen des 'Wir-sind-Wien-Festival der Bezirke' zu erreichen. Und obwohl es mir bei dem Begriff eher die Haare aufstellt, kann ich unbeschwert eingestehen: Es ist ein Musical! Das kommt aber nicht aalglatt daher, hat Ecken und Kanten und Ausreißer in anderes Terrain."

Bunt ist denn auch die Instrumentierung – mit Oud, Gitarre, Bass, Perkussion, Keyboards und Akkordeon: "Alles ist flexibel zwischen Schrammelmusik, akustischen Popsongs und traditioneller türkischer Musik einsetzbar." Für das Stück Liebe hoch 16. (Ljubiša Tošić, 2.6.2017)