Brasilia – Ein enger Vertrauter des brasilianischen Präsidenten Michel Temer ist wegen Korruptionsverdachts inhaftiert worden. Ein Ermittlungsrichter ordnete am Samstag Haft für Temers Berater Rodrigo Rocha Loures an, wie die Polizei mitteilte. Polizisten hatten ihn im März gefilmt, wie er mit einem schwarzen Koffer voller Geldscheine von einer Pizzeria in Sao Paulo zu einem Taxi lief.

Dabei soll es sich um umgerechnet rund 150.000 Euro Schweigegeld für den bereits wegen Korruption inhaftierten ehemaligen Parlamentspräsidenten Eduardo Cunha gehandelt haben.

Schweigegeldzahlungen

Präsident Temer selbst steht wegen Bestechungsvorwürfen massiv unter Druck, lehnt einen Rücktritt aber ab. Laut einem heimlich mitgeschnittenen Gespräch mit einem leitenden Angestellten des in einen Gammelfleischskandal verwickelten Konzern JBS soll Temer im März monatlichen Schweigegeldzahlungen an Ex-Parlamentspräsident Cunha zugestimmt haben. Der Präsident bezeichnete den Gesprächsmitschnitt als manipuliert.

Cunha, wie Temer Mitglied der rechtskonservativen Partei PMDB, sitzt wegen der Annahme von Schmiergeldern in Haft. Er soll über umfassendes Wissen zu den Beteiligten in der Korruptionsaffäre um den brasilianischen Ölkonzern Petrobras verfügen.

Nach Überzeugung der brasilianischen Justiz hat der Präsident versucht, die großangelegten Ermittlungen zum Petrobras-Skandal namens "Lava Jato" (Autowäsche) zu behindern. Neben der Billigung von Schweigegeldzahlungen soll er in seiner Zeit als Vizepräsident zudem Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Temer mittlerweile wegen Korruption, Behinderung der Justiz und organisierter Kriminalität. (APA, 3.6.20167)