Streaming boomt in Österreich.

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Sich der GIS-Gebühr zu entziehen wurde in den vergangenen Jahren einfacher. Im Juli 2015 entschied der Verwaltungsgerichtshof, dass Computer mit Internetanschluss "keine Rundfunkempfangsgeräte" sind und daher die Gebühr nicht fällig wird, wenn man das TV-Angebot via Stream nutzt. Den Richterspruch will man beim ORF nicht einfach hinnehmen. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz forderte erst vor wenigen Tagen, dass auch für Streaming am Laptop die GIS-Gebühr eingehoben werden soll.

Abschied von alten Fernsehgewohnheiten

Eine Forderung, die aus Sicht des ORF-Chefs verständlich ist, verabschieden sich doch immer mehr junge Seher von traditionellen Fernsehgewohnheiten und der GIS-Gebühr. Sie ersetzen mit ihren Smartphones oder Laptops den Fernseher, schließlich kann man ORF-Informationssendungen und Sportevents auch via ORF-TVThek live verfolgen. Andere Sender können ohne großen Aufwand mit kostenpflichtigen Apps, wie etwa Waipu.tv oder Magine TV, genutzt werden.

Apps als Alternative zu Kabel- oder Sat-Fernsehen

Zusätzlich drängen neue Player in den Markt. So versucht der Mobilfunker "3" sein Angebot "3 TV" als Alternative zu Kabel- oder Sat-Fernsehen zu etablieren. "Wir konnten binnen weniger Monate auch bereits einige tausend Kunden gewinnen", sagt Jan Trionow, der Chef des Handynetzbetreibers, dem WebStandard.

Amazon und Netflix

Für den ORF sind auch die großen US-Streaming-Dienste ein Problem, da der öffentlich-rechtliche Sender nur selten mit deren Serien-Angebot mithalten kann. Laut einer Umfrage vom März besitzt ein Drittel der österreichischen Internet-User ein kostenpflichtiges Abonnement bei einer Online-Videothek. Die beliebtesten Anbieter sind Amazon Prime Video gefolgt von Netflix.

Ob Netflix oder Amazon mehr Kunden in Österreich hat, ist nicht herauszufinden. Beide Unternehmen schweigen dazu beharrlich auf entsprechende Anfragen. Amazon sieht sich aber hierzulande und in Deutschland vor Netflix.

Lineares TV bei Amazon

Und Amazon gibt sich auch sehr entschlossen, seinen Konkurrenten das Leben noch schwerer zu machen. Neben Eigenproduktionen und einem größeren Angebot sollen nun auch noch 25 neue Streaming-Channels den Vorsprung ausbauen. Nutzer können zum bestehenden Angebot zusätzliche Kanäle bestellen, die zwischen 2,99 Euro und 7,99 Euro monatlich kosten. Die ersten 14 Tage ist deren Nutzung kostenfrei. Die Inhalte können sowohl linear, also in Echtzeit, als auch auf Abruf konsumiert werden. In den kommenden Monaten soll die Auswahl noch einmal verbreitert werden. Derzeit gibt es Krimis aus Skandinavien, Filmklassiker, Independent-Filme sowie Bildungskurse. (red, 4.6. 2017)