Die Weltbank hat sich über die globale Konjunkturlage optimistisch geäußert. Dank der Zuwächse bei der Industrieproduktion und beim Handel beließen die Experten ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr bei 2,7 Prozent.

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Washington – Die Weltbank hat erstmals seit Jahren ihre globale Wachstumsprognose nicht nach unten korrigiert. Die Weltbank geht für dieses Jahr von einem globalem Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent aus, für 2018 und 2019 rechnet sie sogar mit einer Wachstumsrate von 2,9 Prozent.

"Wir haben unsere Wachstumsprognose zum ersten Mal seit vier Jahren nicht gesenkt und ich denke, dass das ein gutes Zeichen ist", sagte der Weltbank-Ökonom Ayhan Kose. "Das Wachstum festigt sich." Dass das in Washington ansässige Institut seine Prognose vom Jänner beibehält, führte Kose darauf zurück, dass die wirtschaftlichen Risiken abgenommen hätten.

Anhebung der Leitzinsen

So hätten die Märkte auf die wiederholte Anhebung des Leitzinses durch die US-Notenbank Fed im Dezember 2016 und im März 2017 "sehr gut reagiert", sagte Kose. Auch die Unsicherheit angesichts der Wahlen in Europa habe abgenommen, nachdem in Frankreich der europafreundliche Mitte-Politiker Emmanuel Macron zum Präsidenten gewählt worden sei.

Außerdem habe sich auch der Ölpreis nach einer Übereinkunft zwischen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und deren Partnerländern Ende vergangenen Jahres stabilisiert, hob Kose in dem AFP-Interview hervor. "Letztlich denken wir weiter, dass es Risiken für einen Rückgang gibt, aber ihr Profil hat sich im Vergleich zu der Zeit vor sechs Monaten ein bisschen verbessert."

Risiken

Als fortbestehendes Risiko nannte der Weltbank-Ökonom die Handels- und Einwanderungspolitik des rechtspopulistischen US-Präsidenten Donald Trump. Wenn es keine "klar definierte Politik" gebe, könnten Unternehmen Investitionsentscheidungen vertagen, warnte Kose mit Blick auf Trumps Wirtschaftspolitik. Das gelte insbesondere für Firmen, die von einer von Trump geforderten Neuverhandlung des Freihandelsvertrags NAFTA zwischen den USA, Kanada und Mexiko betroffen wären.

Als weiteres Risiko nannte Kose die deutliche Verlangsamung der Investitionen in Schwellenländern wie China, Brasilien und der Türkei, die seit sechs Jahre anhalte. Diese seien 2016 im Schnitt nur um drei Prozent gewachsen, 2010 seien es noch zehn Prozent gewesen.

Wachstum in Russland und Brasilien

Während Chinas Wirtschaftswachstum sich auf 6,5 Prozent in diesem Jahr und auf jeweils 6,3 Prozent in den beiden kommenden Jahren verlangsamen werde, würden Russland und Brasilien nach zwei Jahren Rezession aber wieder wachsen. "Das ist eine gute Nachricht für die aufstrebenden Länder und für die globale Wirtschaft", sagte Kose. Schließlich seien diese Länder auch Importeure von Gütern aus Industriestaaten wie Deutschland.

Als bedeutendes Wirtschaftsrisiko nannte Kose auch den Klimawandel. Die Erderwärmung habe bereits Auswirkungen auf "eine hohe Zahl von Menschen", heißt es laut Kose in dem Weltbankbericht zu den Wachstumschancen. Daher müsse die Weltbank den betroffenen Ländern bei der Entwicklung erneuerbarer Energien, einer nachhaltigen Stadtentwicklung und dem Katastrophenschutz helfen.

Der Bericht wurde erstellt, bevor US-Präsident Donald Trump am Donnerstag den Ausstieg seines Landes aus dem Pariser Klimaschutzabkommen angekündigt hatte. (APA, 5.6.2017)