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Seit zwei Monaten gehen Demonstranten fast täglich auf die Straße.

Foto: AP/Fernando Llano

Santa Cruz/Caracas – Bei heftigen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten in Venezuela sind Dutzende Menschen verletzt worden. Nach Angaben der Opposition griffen Polizisten am Montag in der Hauptstadt Caracas Regierungsgegner an und raubten sie aus.

"Es gibt mindestens 98 Verletzte", sagte der regierungskritische Abgeordnete Juan Requesens. Auch zahlreiche Journalisten seien bei den Krawallen angegriffen worden.

Seit zwei Monaten gehen in Venezuela fast täglich Demonstranten gegen Präsident Nicolas Maduro auf die Straße. Sie werfen der Regierung Menschenrechtsverletzungen vor und fordern Neuwahlen. Maduro hingegen spricht von einer Verschwörung der Opposition und des Auslands. Bisher kamen bei den Protesten 65 Menschen ums Leben.

Morales warnt vor Putsch

Boliviens Staatschef Evo Morales warnt vor einem vom Ausland unterstützten Putsch in dem Krisenstaat. "Das ist ein Staatsstreich, der dort im Gange ist", sagte Morales der Deutschen Presse-Agentur bei einem Interview in Santa Cruz.

"Dabei will die Regierung Gouverneurswahlen garantieren und eine Verfassungsgebende Versammlung einberufen, aber die Rechte will nur den Rücktritt von (Präsident Nicolas) Maduro. Und die USA und die OAS intervenieren in dem Sinne." Den USA warf Morales vor, die Opposition zu unterstützen, um Kontrolle über das venezolanische Öl zu bekommen.

Die Regierung in Washington und der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Luis Almagro, würden sich durch die Unterstützung der Opposition wider allen demokratischen Spielregeln einmischen, sagte Morales. Der Bolivianer ist einer der letzten Verbündeten Maduros in Südamerika. "Maduro ist ein Präsident, der von der Mehrheit des Volkes gewählt worden ist", sagte Morales. "Die Stimmen muss man verteidigen."

Scharfe Kritik an der Opposition

Mit Blick auf die Gewalt warf Morales der Opposition vor, gezielt auf eine Eskalation zum Zweck der internationalen Skandalisierung zu setzen. Der Konflikt könne nur intern über einen politischen Dialog oder mit Hilfe von Vermittlern gelöst werden, zum Beispiel durch Gesandte der Union Südamerikanischer Nationen.

"Almagro und die USA sind eine Gefahr für die Demokratien in Lateinamerika", sagte Morales. Almagro, ehemals Außenminister Uruguays, wolle die Präsidenten anti-imperalistischer Regierungen politisch eliminieren. "Die Rechte, der Imperialismus und der Kapitalismus sind kein Gewinn für künftige Generationen", meinte der seit 2006 regierende erste indigene Präsident Boliviens.

Anders als im ölreichen Venezuela wächst die Wirtschaft in Bolivien unter Führung des Sozialisten Morales kräftig, neben der Verstaatlichung des Erdgassektors gab es auch eine Öffnung für ausländische Investoren. In Zukunft will Morales besonders die Lithium-Förderung ausbauen – das Land verfügt über riesige Reserven. Lithium wird unter anderem für die Batterien von E-Autos gebraucht. (APA, 6.6.2017)