"Letztes Jahr waren ja mehrere Wahlen. Und wo ist es das erste Mal in die richtige Richtung gependelt? Vielen Dank, liebes Österreich!", so Beatsteaks-Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß.

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Die Toten Hosen hatten die wohl treuesten Fans dieser Festivalausgabe.

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Wien – Pfingsten ist das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes. In jenen Tagen vor etwa zweitausend Jahren kam er vom Himmel in Zungen wie aus Feuer nieder und auf die Gläubigen. Am Montag kam er von den Beatsteaks und den Toten Hosen.

Ein B zum T zum S zum T zum K zum S: Beatsteaks. Grandiose Laune verbreitete die nunmehr 22 Jahre alte Band als vorletzter Act des heurigen "Rock in Vienna". Und Sänger Arnim Teutoburg-Weiß machte recht früh klar, was es geschlagen hatte: "Steckt für eine Stunde diese scheiß Handys weg. Zelebriert das Leben."

Naturgemäß erhörten den Propheten nicht alle, aber ausgelassen bis zum Moshpit vor dem Wavebreaker nahmen die Festivalgänger alte Nummern wie "Summer", "Hand in Hand" oder "Let Me In" an. Die Barriere hatte es an den ersten beiden Festivaltagen noch nicht gegeben. Dann entschuldigte Teutoburg-Weiß sich beinah: "Wir müssen neue Songs spielen. Es wird Zeit." Auch die kamen an und im Herbst auf dem neuen Album "Yours" der Berliner heraus. Seine Lieblingsworte? "Nicey nice." Recht hatte er.

Das Mikroklima kippt

Die größte Show aber ernteten die Toten Hosen. Schon vor dem Auftritt war die Stimmung auf 100, dabei wurden Fahnen, Leuchtfeuer und Wunderkerzen gerade erst in Position gebracht. "In Zeiten, wo man sich nie sicher sein kann, wie oft man friedliche Abende einfach so abfeiern kann", war Frontmann Campino "dafür heute einfach mal dankbar." Denn letztendlich seien alle Interviews, Fernsehshows und Plattenaufnahmen nur "Beiwerk zu Abenden wie diesen".

Zwischen den vom Tag schweißglasierten Körpern kippte das Mikroklima rettungslos ins Tropische, beißender Rauch zog vermischt mit dem aufgestampften Erdboden bald in die Nasen. Und über alldem verstand Campino es in gewohnter Manier, mit den Zigtausenden so etwas wie persönlich zu werden. Entspannt und charmant gingen er und seine Mannen also an die Playlist: "Liebeslied", "Heute hier morgen dort", "Das ist der Moment", "Geschichte von Bonnie und Clyde", "Alex", "Alles aus Liebe"…

Mit "Unter den Wolken" stellte die Band eine neue Nummer vor. Eine Anspielung auf Reinhard Meys "Über den Wolken", geschrieben, um "dieses diffuse Gefühl zu beschreiben, wie das Leben hier unter den Wolken weitergeht, mit all der Scheiße und den Politikern."

"Leute, wir haben noch 'n bisschen Zeit"

Nach eineinhalb Stunden war offiziell Schluss, damit die seit 35 Jahren spielenden Düsseldorfer sich noch zweimal auf die Bühne zurückjubeln lassen konnten: "Leute, wir haben noch 'n bisschen Zeit". Außerdem waren noch Luftschlangen übrig.

Neben u. a. "Eisgekühlter Bommerlunder" legte Campino noch eine politische Ansage obendrauf: "Es tut gut, zu hören, dass es viele von euch gibt, bei all der Scheiße. Es ist zum Kotzen, mitanzusehen, wie Rechts diese Nummer zu instrumentalisieren sucht, den IS. Gegen jeden, der von außen kommt." Um elf war dann aber wirklich Schluss. Doch wieder nur für kurz: zweimal kommen die Hosen heuer im Sommer noch nach Österreich, am 14. August nach Wiesen und tags darauf in die Olympiahalle Innsbruck.

25.000 Besucher sollen laut Veranstaltern gestern dabei gewesen sein, es wäre damit der mit Abstand erfolgreichste der vier Festivaltage gewesen. (wurm, 6.6.2017)