Die Gäste des schicken Hotel-Resorts Valamar in Rabac fuhren aus ihrer Siestaruhe empor, als aus dem weißen Spider mit schwarz folierter Motorhaube und Kofferraumdeckel dumpfe Motorengeräusche, gelenkt durch zwei Doppelauspufftöpfe, ertönten. Es war aber ein positives Urlauber-Echo, denn das Abarth-Logo diente als Beleg: Hier wird italienisches Sportwagengefühl lebendig gemacht. Ganz stimmt der Spirito Italiano ja nicht, denn der Abarth 124 Spider ist – wie sein Bruder Fiat 124 Spider – ein Derivat des seit 1989 erfolgreichen Japan-Roadsters MX-5.

Foto: Guido Gluschitsch

Gebaut im Mazda-Werk Hiroshima, machen die für den Abarth-Umbau vorgesehenen Fahrzeuge einen Umweg über Turin. In den Fiat-Werkstätten, wo noch immer der Geist des Abarth Karl aus Wien Alsergrund herrscht, wird dem zweisitzigen Japaner Sportwagengefühl im klassischen italienischen Stil eingehaucht. Natürlich erfolgt kein Umbau zum Ferrari, aber die Tradition, verbunden mit Erinnerungen an große Sporterfolge, soll nochmals zum Ausdruck gebracht werden.

Foto: Guido Gluschitsch

1972 gewannen die Abarth-Werk-Spider mit der schwarz gefärbten Motorhaube die österreichische Alpenfahrt und die gefürchtete Akropolis-Rallye. Mit festem Dach, um den Überschlagkäfig unterzubringen. Doch das ist Vergangenheit.

Foto: Guido Gluschitsch

Heute genügt ein kurzer Griff, in drei Sekunden ist das Stoffdach des Abarth verstaut und der Spider fertig zur offenen Tour Richtung Riviera.

Foto: Guido Gluschitsch

Aber zurück in die Turiner Tuningwerkstätte. Der Motor des neuen Abarth wird in Italien eingebaut, 170 PS grollen aus dem 1,4-Liter-Turbo, das verlangt auch eine andere Getriebespreizung als im Basismodell. Mit der 6-Gang-Automatik denkt Fiat vor allem an den US-Markt, wo, kaum zu glauben, im 20. Jahrhundert über 100.000 Spider verkauft wurden. Bewusst länger übersetzt, wird der Abarth erst ab 4000 Touren richtig zum wilden Hund. Man kann aber auch mit 2000 Umdrehungen lässig im Autobahnverkehr mitschwimmen.

Foto: Guido Gluschitsch

Bequeme Recaro-Sportsitze mit Bose-Sound in den Kopfstützen geben auch in engen Kurven festen Halt, vor allem aber verhindern sie Ermüdungserscheinungen, selbst bei Langstreckentouren. Der Abarth 124 Spider ist ein harter Junge mit straff abgestimmtem Bilstein-Fahrwerk, Sperrdifferenzial und sehr direkt ansprechender Lenkung, das bewährt sich besonders auf Landstraßen mit engen Kurvenfolgen. Komfort auf Autobahnen ist nicht seine Stärke, dagegen bleiben seine Verbrauchswerte – im Normalbetrieb – eher im moderaten Bereich.

Foto: Guido Gluschitsch

Internetfreak ist dieser Abarth wohl kaum. Und man kann während der Fahrt über den Bildschirm des verlässlichen Navigationssystems wischen, da passiert nichts. Dafür erlaubt der Fahrdynamik-Schalter einen Eingriff in die Motorsteuerung, beim Supertest hauptsächlich aktiviert: Sport-Modus.

Mit laut Werk 224 km/h Spitze ist dieser Roadster kein Weltmeister, aber das ganze Italo-Paket garantiert einen exklusiven Auftritt. (Peter Urbanek, 6.6.2017)

Foto: Guido Gluschitsch

ZWEITE MEINUNG

Da ist zunächst einmal dieser rotzige Sound. Eiliges Endrohr! Ein richtiges Gedächtniskonzert, Karl "Carlo" Abarth schau' åba!" Angeberisch? Mag sein, passt aber bestens zu diesem Roadster, der bei Bedarf gern ein bisserl mit dem Schanz wedelt. Koloristisch machte der Testwagen sozusagen auf kaiserlich deutsch, schwarzweißrot; sieht richtig lässig aus. Und dass die trotz der Mazda-Gene so was wie einen Hauch von Italianità hinbekommen haben, verdient Complimenti. (stock)