Dieser balinesische Reisbauer ist Teil eines sich in wunderbarer Weise selbstorganisierenden Systems, das optimale Ergebnisse liefert.

Foto: APA/AFP/DAVID GANNON

Wien/Bali – Balis Reisterrassen sind auf Flugbildern als bunte Mosaike mit wechselnden Farben zu sehen. Dies kommt dadurch zustande, dass die Bauern teils gleichzeitig, teils zeitlich versetzt anpflanzen. Hinter diesem Muster stecke keine übergeordnete Planung – und doch bringe es maximale Ernteergebnisse, berechnete ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Die Studie erschien im Fachjournal "PNAS".

Zwei entscheidende Faktoren

Für die Berechnung verwendete das Team um den Komplexitätsforscher Stephen Lansing vom Santa Fe Institute (USA) zwei Variablen, die auch die Entscheidungen der balinesischen Reisbauern prägen: wie viel Wasser zur Verfügung steht und Schädlingsbefall. Bei Ersterem haben die Bauern an den höheren Anbaufeldern Oberwasser, denn sie haben es praktisch immer zur Verfügung, während sich die Nachbarn unterhalb nach ihnen richten müssen.

Doch Schädlinge bremsen eine allzu große Gier: Wenn alle zeitlich versetzt anbauen, wandern sie von einem zum anderen und können sich besser ausbreiten als bei teils gleichzeitiger Bestellung der Felder.

Fraktales Muster wie in der Natur

Durch individuelle Entscheidungen der Bauern, ob sie synchron oder zeitlich versetzt zu ihren Nachbarn bewässern und anpflanzen, zeichnet sich das von oben bunt anzusehende Muster: Grün bei jungem Reis, Gelb kurz vor der Ernte, Silber bei gefluteten Feldern, und Braun, wenn sie abgelassen sind. Dieses Muster ist fraktal, was in der Natur sehr häufig, bei von Menschen geschaffenen Systemen aber selten ist, erklärte Stefan Thurner vom Institut für Wissenschaft Komplexer Systeme der Medizinischen Universität Wien.

Laut den Berechnungen und Modellsimulationen der Forscher bringe ein solches Anbaumuster für das gesamte Wassereinzugsgebiet die höchstmögliche Ernte, obwohl es durch einzelne, egoistische Entscheidungen der Bauern entsteht, um ihren Ertrag zu maximieren. "Das Ganze funktioniert in wenigen Simulationsschritten, in Wirklichkeit müssen also wahrscheinlich keine zehn Jahre vergehen, bis solch ein System im Gleichgewicht und optimal eingestellt ist", sagte Thurner.

Die balinesischen Reisfelder seien mit ihrer adaptiven Selbstorganisation ein gutes Beispiel, wie man auf dem ganzen Planeten mit beschränkten Ressourcen und Umweltgefahren umgehen kann, meint er. Es zeige, wie man durch lokale, freie Entscheidungen der Menschen nachhaltig agieren kann, um begrenzte Ressourcen optimal zu nutzen, ohne dass sich jemand über den Tisch gezogen fühlt. (APA, red, 9. 6. 2017)