Die gebürtige Ukrainerin und Hertha-Firnberg-Stipendiatin Kateryna Lypetska im Labor.

Foto: TU Graz

Graz – Ihre Liebe zur Chemie entbrannte bei Kateryna Lypetska schon ihn der Kindheit. "Ich mischte alle möglichen Flüssigkeiten zusammen und wollte verstehen, was da vor sich geht", erzählt die 34-jährige Wissenschafterin, die am Institut für Organische Chemie an der TU Graz natürliche Syntheseprozesse erforscht. Dass sie sich schließlich für das Studium der Chemie entschied, dafür war unter anderem auch der Bruder der gebürtigen Ukrainerin ein Grund.

Während sie ihre Masterarbeit schrieb, entdeckte sie dann die Welt der Biochemie: "Ich war überrascht, wie viele ungelöste Mysterien die Natur bereithält", sagt Lypetska. Nach ihrem Masterstudium in Moskau und einem kurzen Ausflug in die Chemieindustrie, wo sie "die Spannung, neue Dinge zu entdecken" vermisste, entschied sich Lypetska endgültig für die Forschung und für ein PhD-Studium in Graz: "Eine Entscheidung, die ich seither nie bereut habe." Ihr Postdoc wird durch ein Hertha-Firnberg-Stipendium des Wissenschaftsfonds FWF unterstützt, mit dem die Karriereentwicklung von Frauen in der Wissenschaft gefördert werden soll.

Konkret untersucht Lypetska die Biokatalyse, also jenen Vorgang, der bei Enzymen chemische Reaktionen beschleunigt oder überhaupt in Gang setzt. Wenn die Wissenschafterin ihre Arbeit ihren kleinen Kindern erklärt, tut sie das so: "Ich sage ihnen, dass sie Nahrungsmittel brauchen, um Kraft zum Spielen zu haben. Diese magische Transformation von Kuchen zu Kraft in unserem Körper passiert durch chemische Reaktionen mit der Hilfe von Enzymen." Jedes von diesen hunderten Enzymen im Körper habe seine ganz eigene Aufgabe, bei einer bestimmten Reaktion zu helfen. Es sei spannend, "dass man heutzutage diese chemischen Transformationen auch außerhalb lebender Organismen anwenden kann. Und das nennt man Biokatalyse."

"Das Aufregende an diesen Reaktionen", so die Forscherin weiter, ist die Möglichkeit, sie bei der Herstellung von Pharmazeutika, in der Nahrungsindustrie und auch für die Produktion von Haushaltschemikalien wie etwa Putzmitteln einzusetzen.

Der Vorteil besteht vor allem darin, dass man umweltschonender, effizienter und kostengünstiger produzieren könne. Durch die Anwendung von Syntheseprozessen aus der Natur könne man Pharmazeutika ökologisch und mit viel weniger anfallenden Abfallprodukten herstellen. "Medizin, die durch Biokatalyse erzeugt wird, wird sich durch eine höhere Reinheit auszeichnen", sagt Lypetska, "die Qualität der Medikamente wird steigen und die Kosten weniger werden".

Dass es Kateryna Lypetska ausgerechnet nach Graz verschlagen hat, sieht sie als großen Vorteil für ihre Arbeit und Lebensqualität. "Proportional zur Größe der Stadt gibt es hier eine große Menge an Expertise und Kompetenz in den Bereichen Chemie und Biologie und außerdem das Forschungszentrum Acib (Austria Centre of Industrial Biotechnology)", schwärmt Lypetska. Zudem sei Graz international anerkannt als Zentrum der Biokatalyse.

Lypetska betont auch die hervorragenden Möglichkeiten im Bereich der Weiterbildung und der gezielten Förderung von Frauen in der Forschung, die sie in Graz besonders zu schätzen gelernt hat. (Colette M. Schmidt, 9.6.2017)