Montreal – Als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump betriebene "Amerika zuerst"-Politik will Kanada künftig aus dem Schatten des Nachbarlands treten und international eine stärkere Rolle spielen.

"Die Tatsache, dass unser Freund und Partner dahin gekommen ist, den Wert seiner globalen Führungsrolle infrage zu stellen, macht es für den Rest von uns deutlich, dass wir unseren klaren und unabhängigen eigenen Kurs setzen müssen", sagte die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland am Dienstag vor dem Parlament in Ottawa in einer Grundsatzrede. "Für Kanada bedeutet dieser Kurs die Erneuerung, ja die Stärkung der multilateralen Nachkriegs-Weltordnung."

Kanada werde eine aktive Rolle in multilateralen Foren wie der NATO übernehmen, sagte Freeland, die Trumps Namen nicht erwähnte. Im kommenden Jahr ist das Land Gastgeber des G-7-Gipfels. Kanada werde zudem weiter in sein Militär investieren. "Wenn wir uns nur auf den Schutz des US-Sicherheitsmantels verlassen, macht uns das zu einem Kunden-Staat", sagte Freeland. "Auch wenn wir eine unglaublich gute Beziehung zu unseren amerikanischen Freunden und Nachbarn haben, wäre eine solche Abhängigkeit nicht im Interesse Kanadas."

US-Präsident Trump hat seit seinem Amtsantritt im Jänner unter der Parole "Amerika zuerst" eine Politik des Schutzes eigener Wirtschaftsinteressen vorangetrieben. (APA, 6.6.2017)