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Das iranische Parlament wurde am Mittwoch Ziel eines bewaffneten Angriffs.

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Polizisten nahe dem Parlament in Teheran.

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Ein Polizist im Einsatz innerhalb des Parlaments.

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Iranische Sicherheitskräfte vor dem Parlament.

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Teheran – Die iranische Hauptstadt Teheran ist am Mittwoch Ziel einer Serie von Anschlägen geworden. "Terroristen" hätten das Parlament und das Grabmal von Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Khomeini angegriffen, erklärte das Geheimdienstministerium am Mittwoch. Die radikalislamische IS-Miliz reklamierte die Anschläge für sich. Sollte sich das bestätigen, wäre es der erste Anschlag der sunnitischen Extremisten im schiitisch geprägten Iran.

Revolutionsgarden beschuldigen USA und Saudí-Arabien

Die iranischen Revolutionsgarden haben den USA und Saudi-Arabien eine Verwicklung in den Doppelanschlag in Teheran mit zwölf Toten vorgeworfen. Dass US-Präsident Donald Trump kurz zuvor "eine der reaktionärsten Regierungen in der Region" besucht habe, sei "sehr bedeutungsvoll" und "zeige, dass sie in diese grausame Aktion verwickelt" seien, erklärte die Eliteeinheit am Mittwoch mit Blick auf Trumps Besuch in Riad.

Bei dieser Visite hatte Trump insbesondere den Iran angegriffen und erklärt, das Land habe den Terror und Konflikte zwischen den Religionsgemeinschaften angefacht.

Dritter Anschlag vereitelt

Nach Angaben des Katastrophenschutzes starben bei den Anschlägen mindestens zwölf Menschen, zahlreiche wurden verletzt. Russland erklärte, die Anschläge zeigten, wie notwendig ein gemeinsamer Kampf gegen den Terrorismus sei. Auch Frankreich verurteilte die Attentate.

Die Anschläge ereigneten sich fast gleichzeitig am Mittwochmorgen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Ein weiteres Attentat sei vereitelt worden, erklärte das Geheimdienstministerium und rief die Bevölkerung zur Wachsamkeit auf. Eine "Gruppe von Terroristen", die einen dritten Anschlag geplant habe, sei festgenommen worden.

Der staatliche Fernsehsender Irib berichtete, alle vier Angreifer im Parlament seien tot. Die Sicherheitskräfte suchten nach etwaigen Sprengsätzen und räumten das Gebäude. Nach Angaben des Innenministeriums hatten sich die Attentäter als Frauen verkleidet. Sie seien durch den Haupteingang gekommen und hätten das Feuer eröffnet, sagte der stellvertretende Innenminister Mohammad Hossein Zolfaghari der Nachrichtenagentur Tasnim. "Einer wurde erschossen, ein weiterer hat seine Sprengstoffweste zur Explosion gebracht."

Das IS-Sprachrohr Amak veröffentlichte ein Video aus dem Parlamentsgebäude, das einen bewaffneten Mann zeigt. Zu hören ist die Stimme eines Mannes, der ruft: "Oh Gott, ich danke dir." Schüsse fallen. "Glaubt ihr, wir werden weichen? Nein! Wir bleiben. So Gott will."

Selbstmordattentat am Grabmahl Khomeinis

Kurz nach dem Angriff auf das Parlament zündeten Attentäter am Grabmal Khomeinis im Süden der Stadt einen Sprengsatz. Ein Attentäter habe eine Sprengstoffweste zur Explosion gebracht, sagte Zolfaghari. Ein weiterer Angreifer sei von den Sicherheitskräften erschossen worden. Eine Person wurde verhaftet.

Der IS kritisiert die iranische Führung, weil sie die Regierungen in Syrien und dem Irak gegen den IS unterstützt. Die sunnitische IS-Miliz hat wiederholt zu Anschlägen auf iranische Ziele aufgerufen und bezeichnet den schiitischen Iran als ketzerisch. Ein Anschlag auf das Grabmal Khomeinis hat daher besondere Symbolkraft.

Der schiitische Geistliche hatte 1979 die Islamische Revolution nach dem Sturz von Schah Reza Pahlavi angeführt und den Iran zu einer Islamischen Republik umgestaltet. Der erst im Mai wiedergewählte Präsident Hassan Rouhani bemüht sich um Reformen, als geistliches und politisches Oberhaupt hat jedoch Khomeinis Nachfolger Ayatollah Ali Khamenei letztlich das Sagen.

Angespannte Stimmung

Rouhani hatte sich bei der Präsidentenwahl zuletzt mit großer Mehrheit gegen die Kandidaten der konservativen Geistlichkeit und der mächtigen Revolutionsgarden durchgesetzt, die für die nationale Sicherheit sorgen sollen. Für Rouhani seien die Attentate ein Rückschlag, hieß es aus Regierungskreisen. Die Stimmung sei angespannt, sagte ein Insider. "Wie können es vier bewaffnete Männer schaffen, in das Parlament einzudringen, wo es immer sehr hohe Sicherheitsvorkehrungen gibt?"

Der Iran, der als Regionalmacht immer mehr Bedeutung gewinnt, spielt auch eine Rolle in der gegenwärtigen Krise um den Golfstaat Katar. Das sunnitische Saudi-Arabien, Rivale des Iran im Kampf um die regionale Vormachtstellung, und weitere arabische Staaten haben die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen und werfen dem Land vor, Terroristen und den Iran zu unterstützen, was die katarische Regierung zurückweist. Der Iran sieht sich als eigentliches Ziel des Vorstoßes der arabischen Staaten und die USA als Fädenzieher, zumal der Bruch mit Katar kurz nach dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in Saudi-Arabien erfolgte. Dabei hatte Trump insbesondere den Iran angegriffen und erklärt, dieser habe den Terror und Konflikte zwischen den Religionsgemeinschaften angefacht. (Reuters, 7.6.2017)