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Elisabeth Moss als Offred in "The Handmaid's Tale".

Foto: Hulu via AP/George Kraychyk

Offred hat keine Familie mehr. Sie hat keine Rechte, sie besitzt kein Eigentum, sie darf nicht lesen oder schreiben, sie hat nicht einmal mehr ihren alten Namen. Diesen zu verwenden ist verboten, wie so vieles in der Republik Gilead, einem religiös-fundamentalistischen Regime. In diesem neuen Umfeld, in einer Zeit, in der die Geburtenrate gegen null geht, ist es die einzige Funktion der wenigen verbliebenen fruchtbaren Frauen, die Kinder der Kommandanten zu gebären, denen sie zugeteilt werden. Diese düstere Geschichte, die in den USA zurzeit als Serie ausgestrahlt wird, ist "The Handmaid's Tale" aus der Feder von Margaret Atwood.

Leichte Lektüre sind dystopische Romane wahrlich nicht. Einer Katastrophe folgt zumeist eine Machtverschiebung und komplette Neuordnung in der Gesellschaft. Oft genug ist das Grauen dabei gerade noch nah genug an der Realität, um im Leser das Gefühl auszulösen: "Das könnte alles tatsächlich passieren." So sagte Margaret Atwood im Interview: "Ich habe das Schreiben am Roman drei Jahre lang hinausgeschoben, da sich die Geschichte zu verrückt anfühlte. Doch dann bemerkte ich, dass eine Menge der Dinge, von denen ich dachte sie zu erfinden, tatsächlich bereits geschahen."

Big Brother is watching you

Absolute Kontrolle ist meistens ein zentrales Element dystopischer Geschichten. So wie bei George Orwells "1984". Komplette Überwachung durch die Gedankenpolizei, Gehirnwäsche, Folter sowie eine von sämtlichen gefährlichen Worten wie "Freiheit" bereinigte Sprache gehören zum Leben der Einwohner des totalitären Staates. Auch Aldous Huxley zeichnete in "Brave New World" ein brutales Zukunftsszenario. Die Menschheit, die sich nur noch künstlich fortpflanzt, ist hier in Kasten eingeteilt, die von Alpha-Plus bis ganz nach unten zu den bedauernswerten Epsilon-Minus reichen – unter dem ständigen Primat von "Gemeinschaftlichkeit, Einheitlichkeit, Beständigkeit".

Kazuo Ishiguro schuf mit "Alles, was wir geben mussten" die zutiefst deprimierende Vision vom geklonten Menschen als Ersatzteillager fürs "Original". Und in Cormack McCarthys Roman "The Road" schlagen sich Vater und Sohn durch die verwüstete Landschaft eines postapokalyptischen Amerika, dessen verbliebene Überlebende auch vor Kannibalismus nicht zurückschrecken.

Auch in der Jugendliteratur herrscht kein Mangel an dystopischen Szenarien: Die "The Hunger Games"-Reihe von Suzanne Collins stellt ebenso wie Veronica Roths "Divergent"-Trilogie oder James Dashners "The Maze Runner" Jugendliche ins Zentrum, die sich in einer feindlichen postapokalyptischen Umgebung behaupten müssen.

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