Oberwarts langjähriger Manager und jetziger Vizepräsident Andreas Leitner: "Es ist bemerkenswert, wie wir dagegenhalten."

Foto: ZVG/Oberwart Gunners

Sehr arm an Punkten ist die ABL-Finalserie 2017: Bisher fielen nur 124 im Schnitt pro Spiel. Zum Vergleich: 2014 wurden zwischen Kapfenberg und den Güssing Knights im Schnitt noch 161,4 Zähler pro Begegnung verbucht.

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Will Oberwart die Finalserie verlängern, wäre eine bessere Freiwurfquote hilfreich: 62,6 Prozent in den ersten vier Spielen sind ein ausbaufähiger Wert.

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Wien/Oberwart – "Es klingt blöd", sagt Andreas Leitner. "Aber wir sind absolut happy mit unserer Leistung bisher." Die Oberwart Gunners liegen im Finale der Basketball-Bundesliga (ABL) fast aussichtslos im Hintertreffen. Gegner Kapfenberg führt in der Best-of-seven-Serie 3:1, braucht am Donnerstag (19.30 Uhr, live auf Sky) nur mehr einen Sieg zum Meistertitel. Warum trotzdem die Zufriedenheit bei Oberwarts Vizepräsident? "Wir fighten mit unserem letzten Aufgebot, geben aber nie auf. Kapfenberg hat eine größere Rotation, ist routinierter, körperlich stärker. Trotzdem ist es eine enge Serie. Darauf bin ich stolz."

Andreas Leitner, 42, managte 13 Jahre lang den basketballerischen Erfolg im Burgenland, der 2016 im Double aus Meistertitel und Cupsieg mündete. Seit Ende April ist er neuer Referent für Spitzensport bei Verteidigungs- und Sportminister Hans Peter Doskozil.

Ein paar Highlights der bisherigen Finalserie – Spiel 4 ist schon durch. Auf zu Spiel 5.

Oberwart kämpft mit Verletzungen. Von den fünf US-Legionären schleppen sich mit Jamari Traylor und Chris McNealy zwei mit Knie- und Knöchelproblemen durchs Finale. Von der Bank gibt es wenig Entlastung, auch wegen Ausfällen. Trotzdem waren die Spiele sehr knapp, Spiel drei und Spiel vier gewann Kapfenberg jeweils mit nur einem Punkt Vorsprung. "Wir gratulieren Kapfenberg natürlich noch nicht zum Titel", sagt Leitner zum STANDARD.

Das Niveau

Über das Niveau des österreichischen Basketballs sollte man diskutieren. Noch nie in der 31-jährigen Geschichte der Playoffs gab es so wenige Körbe. St. Pölten wurde 1999 Meister mit einem Schnitt von nur 63 erzielten Punkten. Leitner spricht von starker Verteidigung auf beiden Seiten, "die auch ein Indikator für ein gutes Niveau ist". Andere meinen, dass in Österreich seit Jahren immer schlechter Basketball gespielt wird. Der Sport ist "intensiver, physischer geworden", das spiegelt die internationale Entwicklung wider. "Wer die einfachen Punkte am Rebound und am Gegenangriff macht, gewinnt."

Michael Schrittwieser formulierte es nach dem 73:72-Sieg in Spiel vier drastischer. "Eigentlich ist es ungerecht, wenn man so einen Scheiß spielt und ein Finalspiel gewinnt. Das ist inakzeptabel", sagte Kapfenbergs Trainer. Oberwarts Coach Chris Chougaz sieht bei Kapfenberg den besseren Kader und das dreifache Budget. Leitner ist zumindest Letzteres wurscht, "weil Budgets nicht Basketball spielen". Wobei, fünf US-Legionäre musst du dir im Fall von Oberwart auch erst einmal leisten können.

Die Entscheidung

Die Titelentscheidung in der ABL fällt zum erst zweiten Mal nach 1999 im Format best of seven. Ein Basketball-Overkill für die Zuschauer? Für Leitner sind im Fall der Fälle sieben Spiele zu viel, selbst in Deutschland wird nur im Best-of-five-Modus finalisiert. Andererseits wäre der regierende Meister Oberwart in einer kürzeren Serie bereits entthront, deshalb "freuen wir uns, dass wir noch eine Chance haben, unseren Titel zu verteidigen".

Oberwart, das war einmal eine Schmiede für österreichische Nationalteamspieler. Mittlerweile holt man Talente von anderen Vereinen, etwa den DC Timberwolves aus Wien. Haben die Gunners ein Nachwuchsproblem? "Wir haben eine ganze Generation von ehemaligen U20-Europameistern (2010, Anm.) aus diversen Gründen verloren", sagt Leitner. Die meisten haben ihre Karriere frühzeitig beendet, jüngere Spieler wie der 20-jährige David Krämer gingen in die deutsche Bundesliga. "Diese Lücke füllen wir jetzt, man kann nicht jedes Jahr große Talente herausbringen."

Die Perspektiven

Wenn es um Titelentscheidungen geht, dominieren in Österreich sowohl in der ABL als auch in der zweiten Bundesliga Routiniers und Legionäre. Bei Kapfenberg sind das Ex-Nationalteamspieler Armin Woschank mit 34 Jahren und Milan Stegnajic mit 36. Villach gewann die zweite Liga mit zwei Slowenen, einem Serben und einem US-Amerikaner, die alle über 30 Jahre alt sind. Im Nationalteam ist die Liste der Leistungsträger seit Jahren unverändert. Leitner sieht trotzdem keinen groben Mangel an Talenten in Österreich, wünscht sich aber eine Reduktion von fünf auf vier Legionäre als Obergrenze für die ABL.

Sollte Oberwart am Donnerstag Spiel fünf gewinnen, steht Kapfenberg "massiv unter Druck. Weil sie daheim den Sack zumachen müssten". In einem siebenten Spiel hätte Oberwart Heimvorteil. Leitner erinnert sich an die Kapfenberg-Legionäre Bogic Vujosevic und Kareem Jamar, die in der Finalserie bisher in wichtigen Momenten mit Dreierserien glänzten. "Uns fehlt noch ein Hero, dem auch einmal der Knopf aufgeht." (Florian Vetter, 7.6.2017)