Das Knie der Nation gehört David Alaba. Es macht Fortschritte, sollte sich am 11. Juni ab 18 Uhr in Dublin von der besten Seite zeigen. Insgesamt bedarf es natürlich 22 Knie.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Wien – Es wird nicht geraunzt oder gar geweint im österreichischen Fußballnationalteam, obwohl sich die Zahl der Ausfälle weiter erhöht hat. Marc Janko muss aufgrund einer Angina passen, die WM-Quali gegen Irland findet trotzdem am 11. Juni in Dublin statt. Noch am Dienstag hatte der 33-jährige Mittelstürmer bekanntgegeben, seine Karriere bei Sparta Prag fortzusetzen, er unterschrieb einen Zweijahresvertrag. "Schade", sagte Teamchef Marcel Koller am Mittwoch und bezog sich auf die Angina, nicht auf den Transfer. Der sei nämlich durchaus positiv zu bewerten. Ob Janko gegen Irland in der Startelf gestanden wäre, wollte Koller nicht beantworten, auch deshalb, weil es wurscht ist. Es fehlen, von Janko abgesehen, die gesperrten Marko Arnautovic und Stefan Ilsanker sowie die verletzten Marcel Sabitzer, Alessandro Schöpf, Andreas Lukse und Robert Almer. Deni Alar wurde nachnominiert, er hat seinen Urlaub abgebrochen, das ehrt die Offensivkraft von Sturm Graz.

Koller jammert also nicht ob der Bündelung von Ausfällen ("Das war noch nie der Fall"), er sieht es mangels Alternative positiv. "Es ist eine Chance für andere. Das kann zu einem Überraschungseffekt führen. Obwohl uns die Iren genauso analysieren werden wie wir sie." Mit einer weiteren Absage ist nicht zu rechnen, denn David Alabas linkes Knie ist im Werden. Er sagte: "Es wird immer besser, ich kann das Programm mitmachen." Alaba lobte die positive Stimmung während der Vorbereitung in Stegersbach und jetzt in Wien. "Alle sind voll dabei, wir wissen, worum es geht." Mit dem Druck könne man leben.

Koller zog einen Vergleich zu vor zwei Jahren, damals wurde im Juni in der EM-Quali in Moskau gegen Russland 1:0 gesiegt. Das Tor erzielte übrigens Janko. "Jetzt ist die Mannschaft fitter, fokussierter, konzentrierter. Es macht Spaß, ihr bei der Arbeit zuzuschauen. Die Ausganglange ist gut." Tabellarisch gesehen ist sie eher schlecht, Serbien und Irland haben in der Gruppe D je vier Punkte mehr als Österreich und Wales. Alaba: "Wir fahren nach Dublin, um zu gewinnen." Die Iren stuft er als "sehr aggressiv" ein. "Sie versuchen, mit langen Bällen zu agieren. Wir müssen uns an uns selbst orientieren, unsere Qualitäten zeigen."

Bewusstsein schärfen

Koller möchte bis Sonntag "die Spannung hochhalten, das Bewusstsein schärfen". Er lässt die Spieler zappeln, rotiert im Training. Es ist zu erwarten, dass er in der Abwehr mit einer Dreierkette antritt (Aleksandar Dragovic, Sebastian Prödl, Martin Hinteregger), Kapitän Julian Baumgartlinger und Florian Grillitsch könnten das defensive Mittelfeld dichtmachen. Alaba links, Zlatko Junuzovic zentral, Valentino Lazaro rechts und vorne Martin Harnik und Guido Burgstaller wären denkbar. Das Tor hütet sicher Heinz Lindner. Koller: "Wir überlegen jedenfalls, wie wir ihnen Schmerzen bereiten können."

Gefragt, ob die Kicker etwas von Dominic Thiem lernen können, sagte Koller nicht Nein. "Man kann sich von jedem Spitzensportler etwas abschauen. Von Thiems Ruhe, seinem Willen, seiner Überzeugung, seinem Spirit. Im Tennis wie im Fußball kann es sein, dass du in Rückstand gerätst. Das musst du verkraften." Irlands Teamchef Martin O'Neill erklärte, Österreich werde im Fall einer Niederlage der WM in Russland fernbleiben. Koller wollte das nicht bestätigen. "Seine Sicht, seine Rechnung, alles Spekulation. Der Fokus liegt auf dem Spiel."

Die Ausfallsliste der Iren ist übrigens auch äußerst umfangreich, David McGoldrick hat sich am Knie bedient. Daryl Murphy und Jon Walters sind die zwei verbliebenen Stürmer im Aufgebot. O'Neill jammert ebenfalls nicht. (Christian Hackl, 7.6.2017)