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Tief durchatmen dürfen nachhaltig denkende Investoren: Trotz des Ausstiegs der USA aus dem Pariser Klimapakt unter Präsident Trump ist die Luft für nachhaltige Veranlagungen nicht dünner geworden.

Foto: AP/Eugene Hoshiko

Wien – Grün, sauber, nachhaltig – und Nachteile bei der Wertentwicklung bräuchten Anleger auch nicht zu befürchten. So wurden nachhaltige Investments oftmals beworben – zumindest bis in der vergangenen Woche die USA unter Präsident Donald Trump ihren Austritt aus dem Pariser Klimapakt angekündigt hatten. Befinden sich nun nachhaltige Anleger, inklusive betrieblicher Vorsorge- und Pensionskassen in Österreich, die sich allesamt diesem Thema verschrieben haben, auf dem Holzweg?

Keineswegs, betont Analyst Dominik Benedikt vom Fondsanbieter Erste Asset Management: "Der Zug ist abgefahren, weil sich Trump nicht über den Klimawandel hinwegsetzen kann." Der US-Präsident habe zwar die Möglichkeit, diesbezügliche Regularien zu ändern, allerdings könne er dadurch die Gefahren eines Klimawandels und der daraus abgeleiteten ökonomischen Risiken nicht aus der Welt schaffen. "Wenn nicht Washington, dann werden die Bundesstaaten, Städte und US-Unternehmen weiter agieren." Denn jene Firmen, die ihre Geschäftsmodelle nicht an die Notwendigkeiten des Klimaschutzes ausrichten, werden laut Benedikt "langfristig das Nachsehen haben".

Kapital stärkt Klimaschutz

Diesbezüglich hebt er die regulierende Bedeutung von nachhaltigem Anlagekapital ebenso hervor wie Wolfgang Pinner vom Mitbewerber Raiffeisen Capital Management. "Ich denke schon, dass Investoren einen starken Einfluss ausüben können", sagt er über Unternehmen, die negative Auswirkungen auf den Aktienkurs vermeiden wollen. "Das Volumen nachhaltig ausgerichteter Investoren ist so hoch geworden, dass ihre Meinung nicht mehr ignoriert werden kann."

Tatsächlich, weltweit haben die nachhaltig veranlagten Gelder von 2014 bis 2016 weltweit um etwas mehr als ein Viertel auf 22,9 Billionen Dollar zugelegt, wie aus der Erhebung "Global Sustainable Investment Review" hervorgeht. Die Geldgeber kommen hauptsächlich noch aus Europa und den USA – der Rest der Welt holt aber dank höherer Wachstumsraten auf – und sind auch gewillt, ihre Anliegen gegenüber der Politik zu verdeutlichen.

Als sich im November des Vorjahres mehr als 300 US-Konzerne knapp nach der Präsidentschaftswahl in einem offenen Brief mit der Forderung an Trump gewandt hatten, nicht aus dem Klimapakt auszuscheren, schlossen sich ihnen rund 280 nachhaltige Investoren an. Zwar konnten die auch von ihnen insgesamt verwalteten 17 Billionen Dollar den US-Präsidenten nicht umstimmen, auf Firmenlenker dürften solche Großanleger jedoch mehr Einfluss ausüben.

Allerdings konnten seit dem Wahlsieg des klimakritischen Kandidaten Trump nachhaltige US-Aktien nicht ganz mit dem Gesamtmarkt Schritt halten. Seit Anfang November verbuchte der Dow Jones Sustainability US Index einen Anstieg um zwölf Prozent, lag damit aber doch merkbar hinter dem Dow Jones Industrial, der im selben Zeitraum fast 16 Prozent erzielte. Am besten sind aber ohnedies global ausgerichtete, nachhaltige Investoren gefahren, die einen mehr als 17-prozentigen Anstieg verzeichneten.

Keine Nachteile zu befürchten

Sollten solche Anleger künftig einen Bogen um die USA machen? Nicht, wenn es nach Erste-Analyst Benedikt geht: Zwar räumt er ein, dass es immer wieder Regionen oder zwischenzeitliche Phasen geben könne, in denen sich herkömmliche Aktienindizes besser entwickeln würden. Im langfristigen Vergleich müssen nachhaltige Anleger laut Benedikt auch in den USA keine Performancenachteile befürchten – zumal Klimaschutz nur ein Aspekt nachhaltiger Veranlagung sei.

In diesem Bereich geht Raiffeisen-Experte Pinner nun davon aus, dass Europa wieder eine Vorreiterrolle übernehmen und gemeinsam mit China und Indien die Entwicklung vorantreiben werde. "Es muss in die andere Richtung gehen und wieder strenger werden, um die Klimaziele von plus zwei Grad Erwärmung erreichen zu können."

Nachverhandlungen zu einer Aufweichung des Pariser Abkommens, wie von Trump angeregt, gibt er folglich keine Chance: "Niemand hat diese Idee ernsthaft aufgegriffen." (Alexander Hahn, 8.6.2017)