Frauen, die von einem metastasierten Mammakarzinom betroffen sind, profitieren nicht von einer Operation, die vor der medikamentösen Therapie durchgeführt wird. Das ist das Ergebnis einer Studie der Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group (ABCSG). Die Erkenntnisse könnten einen Paradigmenwechsel in der Therapie der Erkrankung sein, hieß es in einer Aussendung der Med-Uni Wien.

Pro Jahr erhalten rund 250 Frauen in Österreich die Nachricht, dass sie primär an einem "metastasierten Mammakarzinom" erkrankt sind. Das bedeutet: Erstdiagnose Brustkrebs in einem späten Stadium. Trotz Erfolgen in der Behandlung ist in dieser Situation "Heilung" nicht möglich. Die Therapieziele sind Lebensqualitätserhalt und Verlängerung der Lebenserwartung – für viele Betroffene können einige Jahre erreicht werden. Daher arbeiten Brustkrebsexperten auf der ganzen Welt daran, die Therapien sowie die Behandlungsstrategien und gleichzeitig die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Auswertung von Studien

Die aktuelle Untersuchung zum Erfolg von Operationen vor medikamentöser Therapie wurde im Rahmen des Krebskongresses ASCO in Chicago präsentiert. Sie entstand unter der Leitung von Florian Fitzal, dem Leiter der Brustchirurgie der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien/AKH Wien und einer der beiden stellvertretenden Leiter des Brustgesundheitszentrums des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni und des AKH.

Das Forschungsteam untersuchte, wie eine sofortige operative Entfernung des Brustkrebsgewebes vor der Gabe der systemischen (medikamentösen) Therapie die Behandlung beeinflusst. Im vergangenen Jahrzehnt galt diese Methode als mögliche Behandlungsstrategie beim primär metastasierten Mammakarzinom. Die wissenschaftliche Basis für dieses Vorgehen waren retrospektive Studien, also Studien, in denen bereits vorhandenes Datenmaterial analysiert wurde und in denen gezeigt werden konnte, dass eine Operation das Überleben möglicherweise um bis zu 50 Prozent verbessern könnte.

Lebensqualität erhalten

Die Ergebnisse der Studie ABCSG-28 zeigen nun, dass eine Operation vor der systemischen Therapie die Behandlungsergebnisse im Vergleich zur primären systemischen Therapie nicht verbessert. Diese Ergebnisse decken sich mit den Erkenntnissen von anderen, internationalen Untersuchungen, die erst jüngst erschienen sind.

"Unsere Arbeit zeigt, dass eine OP den betroffenen Frauen keinen Überlebensvorteil verschafft", sagte Studienleiter Fitzal. "Das heißt, dass man vielen von ihnen im Sinne der besseren Lebensqualität den belastenden Eingriff ersparen kann. Das könnte zu einem Paradigmenwechsel in der Therapie des primär metastasierten Mamakarzinoms führen." (APA, 8.6.2017)