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Die Pläne für die neue Gesellschaft galten den Partnern als wichtiger Baustein für die Sanierung der Air Berlin. Tui will jetzt die neue Ausrichtung von Tuifly allein in die Hand nehmen.

Foto: ap/Hans Punz

Wien/Frankfurt – Es sollte ein Befreiungsschlag für die angeschlagene Air Berlin werden. Die arabische Etihad und der Reisekonzern Tui wollten – wie sie im Herbst 2016 erklärten – einen gemeinsamen Ferienflieger gründen. Die heimische Air-Berlin-Tochter Niki sollte in dem neuen Bund mit der Tui-Tochter Tuifly aufgehen, um die Sanierung von Air Berlin voranzutreiben. Etihad schoss noch 300 Millionen Euro nach, indem man kurzfristig die Hälfte von Niki kaufte, bevor diese Anteile in ein Joint Venture mit Tuifly eingebracht werden sollten.

Doch nun löst sich dieser Teil des Rettungsplans in Luft auf: Tui und Etihad brechen ihre Verhandlungen ab. Völlig überraschend, wie Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits dem STANDARD sagt. "Wir haben unser Geschäft schon auf das Joint Venture ausgerichtet und wissen nicht, wie es weitergeht." Tui-Vorstand Sebastian Ebel wird in einem Brief an die Mitarbeiter, der Reuters vorliegt, deutlicher: Ethihad habe die Gespräche abgebrochen. "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Etihad Niki nicht länger aus der Air Berlin herauslösen will und offenbar mit Blick auf seine Investments in Europa neue Pläne verfolgt."

Korrigierter Kurs

Tatsächlich ist schon länger klar, dass die Golfairline ihren Kurs korrigiert. Die erst 2003 gegründete Staatsairline stellt ihre Investitionen in Europa auf den Prüfstand, denn die Strategie, sich durch Beteiligungen an anderen Fluglinien schnell Zugang zu europäischen Kunden zu verschaffen und diese günstig in die Golfregion zu fliegen, ging nur bedingt auf. Der Eigentümer, die Vereinigten Arabischen Emirate, machten Druck, denn die Zeiten des Überflusses sind auch in den ölreichen Golfstaaten vorbei.

Ohnedies kam die schon beschlossene Zusammenführung nicht so recht in Fahrt. Die Prüfung durch die EU-Kartellwächter zog sich hin, weshalb der geplante Start im Frühjahr auf Herbst verschoben werden musste. Nach Bekanntwerden der Pläne meldeten sich viele Tuifly-Mitarbeiter krank. Tagelang fielen Flüge aus. Bei Niki schürten die Pläne Angst vor Jobabbau, die durch eine Jobgarantie zumindest entkräftet wurde. Sie sei es, die ihn auch jetzt beruhige, sagt Tankovits. "Wir erwarten uns aber rasch Antworten." Bei Niki heißt es, der Abbruch habe keine Auswirkungen auf den Flugbetrieb von Air Berlin und Niki.

Für Air Berlin wird die Lage immer brenzliger, für die Passagiere immer ärgerlicher. Seit Ende März bescheren Abfertigungsprobleme, Flugausfälle und Verspätungen der Airline immer wieder Negativschlagzeilen. Die Kunden sind Kummer gewöhnt. Im Vorjahr wurden Anzeigen geschaltet mit der Botschaft "Yes, we fly!". Der seit Februar im Cockpit sitzende Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann fasst für die Rettung eine erweiterte Partnerschaft mit der AUA-Mutter Lufthansa ins Auge. Deren Chef Carsten Spohr hat Interesse gezeigt. Insofern ist stimmig, was Tui-Chef Ebel ventiliert: eine Perspektive für Air Berlin und Niki unter einem Dach. (Regina Bruckner, 8.6.2017)