Ellen Barkin spielt im Reich der Tiere eine Echse mit rauchiger Stimme: "Animal Kingdom".

Foto: 2016 Turner Broadcasting System, Inc. A Time Warner Company

Aus New York erreichte uns diese Woche frühe Kunde: Noch nie seien so viele Serien produziert worden wie in der Saison 2016/17. 56 Serien seien im Big Apple gedreht worden, jubelte der Bürgermeister der Stadt, Bill de Blasio. Die Freude scheint berechtigt, aber auch etwas zu euphorisch, denn in den letzten Jahren trieben den US-amerikanischen Originalschauplätzen die Felle davon. Steuerbegünstigungen locken nach wie vor Produzenten aus Hollywood nach Kanada und nach Übersee. Um Serienproduktionen herrscht ein Gerangel wie auf dem Wochenmarkt: Jeder will jeden unterbieten. Angesichts von rund 500 neuen Serien allein in den USA 2016 (die Zahl muss man sich ohnehin auf der Zunge zergehen lassen) ist für die New Yorker da noch reichlich Luft nach oben.

Doch jetzt zum Kernthema dieser Vorschau, in der in den nächsten Tagen ganz schön was los ist:

Freitag, 16. Juni: Riviera, 20.15 Uhr Sky Atlantic HD
Explosiv im wahrsten Sinn des Wortes startet die neue Krimithrillerserie auf Sky. Der Kunstsammler Constantine Clios (Anthony LaPaglia) geht in der Abendsonne an der Côte d'Azur im Motorboot buchstäblich ab wie eine Rakete. Die hinterbliebene Ehegattin Georgina (Julia Stiles) trauert – aber nur kurz. Denn bald findet sie heraus, dass Constantine in dunkle Machenschaften verstrickt, also kein ganz Guter war. Ich habe mich sehr bemüht, mehr als Dutzendware in "Riviera" zu sehen, konnte aber zumindest in der ersten Folge nicht viel mehr entdecken. Die ganz Reichen sind halt leider ganz oft auch ziemlich fad, das hat sich schon in "Altes Geld" bitter bewahrheitet. Hier geht es sehr viel um den Look und die beste Pose, das Drehbuch hinkt vor so viel Pracht im Bild stark nach. Man wird sehen, wie sich das entwickelt.

Sky Österreich

Samstag, 17. Juni: Inas Nacht, 23.40 Uhr, ARD
Ina ist wieder da! Die schlagfertige Talkerin stellt ihren Gästen Bierdeckelfragen, heute kommt Campino. Wir dürfen uns auf jede Menge Schlagabtausch freuen, verbal, versteht sich. Wie immer mit dabei sind auch die 20 Herren des Wilhelmsburger Shanty-Chors De Tampentrekker, die man schon allein des Namens wegen abbusseln möchte. Und erst, wenn sie singen!

Gerhard Sellhorn

Sonntag 18. Juni: Tatort: Borowski und das Fest des Nordens, 20.15 Uhr, ORF und ARD
Abschied nehmen heißt es an diesem Sonntag von Sibel Kekilli als Sarah Brandt. Ich verrate nichts, nur so viel: Es wird eine schwere Partie. Markus Busch (Drehbuch) und Jan Bonny (Regie) schenken den Ermittlern nach der Vorlage von Henning Mankell nichts. Es gilt, den Mord an einer jungen Frau und Mutter aufzuklären, und bald rufen Borowski und Brandt Serienmörderalarm aus. Raffiniert: Am Beginn wirkt alles so, als gehe es um ein Familiendrama, einen Mord im Affekt von einem Vater ohne Rechte. Die Tragödie wird allumfassend, denn Papa ist ein Verrückter, und zwischen Borowski (Axel Milberg) und Brandt tuscht es gewaltig. Es dürfte, pfeifen die Spatzen vom Dach, in echt auch nicht ganz friktionsfrei zwischen den beiden Darstellern abgegangen sein. Wie auch immer, Kekilli will wieder mehr Zeit für anderes haben, ich wünsche ihr alles Gute.

Foto: NDR/Christine Schroeder

Sonntag, 18. Juni: Mata Hari – Tanz in den Tod, 22 Uhr, ARD
"Ich bin nur eine Frau", sagt Natalia Wörner als sagenumwobene Doppelspionin Mata Hari auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung. Keiner wird ihr glauben, am wenigsten "das Fräulein Doktor". Als "Jahrhundertspionin" mit dem Decknamen H21 ging die niederländische Nackttänzerin in die Historie ein, ausgebildet von besagtem "Fräulein Doktor" Elsbeth Schragmüller. Die Deutsche ist die Oberspionin und wird von Nora Waldstetten als uniformierte Ausgabe des Fräuleins Rottenmeier dargestellt. Nacherzählt wird der Zeitraum von März 1916 bis Oktober 1917, als Mata Hari für Deutsche und Franzosen aushorchte. Kai Christiansen (Buch und Regie) setzt die Geschichte in Szene, schneidet dazu Archivbilder vom Krieg und muss sich dafür nicht verstecken, auch wenn der Erzählung dazwischen ziemlich die Luft ausgeht. Wie so oft scheint die Fantasie aufregender als die Wahrheit.

Foto: NDR/Beate Wätzel/vincent tv

Montag, 19. Juni: Animal Kingdom, 21 Uhr, TNT Serie
Der 17-jährige Joshua schaut fern, während seine Mutter tot auf dem Sofa neben ihm liegt. Die Erziehungsberechtigte starb den Drogentod, die Zeiten sind hart für den Buben, und es wird nicht viel besser. Denn die Großmutter, zu der er kommt, ist keinesfalls die gütige alte Dame mit Korb, Kuchen und Wein, sondern die eisige Gangsteroma "Smurf". Ellen Barkin, Wahnsinn! 30 Jahre nach der beschwipsten Südstaatenoperette "The Big Easy" legt sie im Alter von 62 Jahren die Performance der Bestie im besten Alter hin, sodass man vor ihr niederknien möchte. Außer den Cupcakes lässt Omschi nichts anbrennen, davor haben auch die vier Kraftprotze, die sie ihre Söhne nennt, Spundus. "Animal Kingdom" ist die US-Version der australischen Kino-Surf-Drogen-Thriller-Vorlage aus dem Jahr 2010, bedient die meisten der aus "Gefährliche Brandung" bekannten Klischees – bös' die Buben, straff der Muskel, hammerhart der Sound. Obwohl recht bald klar ist, wo die Reise hingeht, muss man es gesehen haben, aber bitte unbedingt in der Originalversion – das typisch Barkin'sche Näseln gehört zur Rolle. Zehn Folgen, eine zweite Staffel ist bestätigt.

TNT

Was noch?

Sonntag, 18. Juni: Jerry Lewis – Ein Tollpatsch gewinnt die Herzen, 22 Uhr, Arte
Es ist eine Unart, Jerry Lewis als "Tollpatsch" zu bezeichnen. Die große Kunst des Gerald Lewis zeigt das Porträt von Gregory Monro.

Montag, 19. Juni: MacGuyver, 20.15 Uhr, Sat1
Groß war die Vorfreude, herb die Enttäuschung, bitter die Erkenntnis: Früher war alles besser, auch die Trickserei beim Lebenretten.

Dienstag, 20. Juni: Circus Halligalli zum letzten Mal, 22.10 Uhr, Pro Sieben
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Joko und Klaas sind an ihre Grenzen gestoßen, und dabei wollen wir es auch belassen.

Mittwoch, 21. Juni: Veep, 21.15 Uhr Sky Atlantic HD
Mich nervt sie ja eher, aber auf den Wahlkampfeffekt darf man gespannt sein.

Donnerstag, 22. Juni: The Mist, Spike
Auch wenn "The Mist" nicht "The Fog" ist: Als Natursentimentale kann ich nichts dafür, dass ich, wann immer sich der Nebel über Filmland senkt, an good old Jamie Lee Curtis denken muss. Scream Queen forever.

Trailer der Woche: "Will"
Schon mehrmals hat der britische Dichterfürst die Fantasien von Filmmachern beflügelt, wir erinnern uns an den oscargekrönten "Shakespeare in Love". Der TNT-Shakespeare wird offenbar ebenfalls ein Suchender sein, allerdings um etliches deftiger und zupackender. Opulent, obszön und ein zarter Jüngling, der offenkundig weiß, wie man "Hundsfott" buchstabiert. Ab Sekunde 41 stampft der Trailer: Shakespeare, we will rock you. US-Start am 10. Juli, tags darauf im Pay-TV auf TNT Serie.

JoBlo TV Show Trailers

In diesem Sinne: Bleibt anständig und bleibt achtsam! (Doris Prieschind, 15.6.2017)