Pianist David Helbock spielt am Sonntag im Porgy im Duo mit Trompeter Lorenz Raab. Sie improvisieren womöglich über Stücke von Purcell, Schubert und Prince.

Gigler

Wien – Ein Teil der qualitätsvoll improvisierenden, juvenilen Musikszene bildet – im Sinne der CD-Produktion und der Kompensation von fast nichtexistenten Fördergeldern – hilfreiche "Organisationen". Und obwohl dies auch ein Symptom elender Rahmenbedingungen für die jazzige Arbeit ist, die vom Alpenland aus international dennoch reüssiert, gilt es zu feiern: Unter dem Label Session Works hat sich in den letzten zehn Jahren musikalisch Glänzendes (über 100 CDs) getan. Nun wird zum Jubiläum beim fünften Session Work Festival im Porgy & Bess kollektiv gezeigt, was auch live möglich ist.

Teil des Session Work Festival ist etwa (am Sonntag) der international begehrte Vorarlberger Pianist David Helbock. Der Mann, der freie Improvisation, elektronische Sounds und jazzhistorische Einflüsse (Thelonious Monk) in sich bündelt, wird zusammen mit Trompeter Lorenz Raab zu hören sein. Helbock und Raab haben 2014 Stücke von Henry Purcell, Franz Schubert und Prince delikaten Neudeutungen unterzogen. Individuelle Interpretation der Musikhistorie – über zickige Stilgrenzen hinweg – ist da ein wichtiges Ansinnen, das auch für andere "Session"-Musiker gelten dürfte: Es gibt etwa die Sängerin Lylit zu hören, auch das Bigband-Projekt Mega Mereneu wie auch Ausflüge in die Swing-Dance-Hall der 1920er-Jahre.

Schließlich spielt am Sonntag auch der Mitbegründer des Session-Work-Labels, der Bassklarinettist und Saxofonist Christoph Pepe Auer – und dies im Trio mit dem Akkordeonisten Christian Bakanic und dem Gitarristen Manfred Temmel.

Auer hat einst übrigens den Hans-Koller-Preis erhalten, der als ehemals wichtige "Institution" ja auch nicht mehr existiert, was seit langem ein weiterer kulturpolitischer Jazzskandal ist. (tos, 9.6.2017)