Der Weiße Zwerg Stein 2051 B ist ist 18 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Foto: Nasa

Diese Illustration zeigt, wie der Weißer Zwerg den Raum krümmt und das Licht eines Sterns dahinter ablenkt.

Illustration: Nasa/Esa/A. Feild

Erklärvideo des Astronomen Terry Oswalt (Embry-Riddle Aeronautical University in Daytona Beach, Florida).

EmbryRiddleUniv

Baltimore/Wien – Es war die Sonnenfinsternis vom 26. Mai 1919, die einen Physiker namens Albert Einstein auf einen Schlag berühmt machte. Gemäß seiner allgemeinen Relativitätstheorie von 1915 krümmt Gravitation die Struktur von Raum und Zeit. Das betrifft auch Licht: Wenn ein Erdbeobachter einen weit entfernten Stern hinter einem näheren Stern beobachtet, erscheint der Hintergrundstern an einer scheinbar anderen Position – sein Licht wird durch den näheren Stern verzerrt. Eben das passierte bei der Sonnenfinsternis von 1919 – Einsteins abstrakte Theorie war bestätigt.

Wie Forscher um Kailash Sahu vom Space Telescope Science Institute in Baltimore nun im Fachblatt "Science" berichten, haben sie den Effekt erstmals bei einem anderen Stern als der Sonne beobachtet. In den Bahndaten von mehr als 5000 Sternen machten sie einen Kandidaten ausfindig, hinter dem ein ferner Stern passiert: der Weiße Zwerg namens Stein 2051 B. Dieser ist 18 Lichtjahre von der Erde entfernt. 2014 zog ein 6500 Lichtjahre entfernter Hintergrundstern an ihm vorbei – mit dem Hubble-Weltraumteleskop konnte die Ablenkung tatsächlich beobachtet werden.

Stern auf der Waage

Zudem beendet auch eine jahrzehntealte Kontroverse über die Masse des untersuchten Zwergsterns. Ergebnis der Messung: Die Sternposition änderte sich um rund 0,56 millionstel Grad. Die Astronomen bestimmten die Masse des Weißen Zwergsterns daraus auf 67,5 Prozent der Sonnemasse. "Es ist, als ob man den Stern auf die Waage legen würde", erläutert Sahu in einer Mitteilung seines Instituts. "Die Ablenkung ist analog zur Bewegung der Nadel auf der Waage." Die Untersuchung stelle Astronomen ein neues Werkzeug zur Verfügung, um die Masse kosmischer Objekte zu bestimmen, heißt es in einem "Science"-Begleitkommentar.

Mit der Beobachtung übertreffen die Forscher sogar Einsteins Träume. Dieser hatte zwar an den Effekt geglaubt, hielt die Beobachtung aber für nicht durchführbar. 1936 schrieb er in einem Artikel: "Es gibt keine Hoffnung, dieses Phänomen direkt zu beobachten." (Apa, trat, 9.6.2017)