Ab 22. Juni wird Hofer das Medion E6912 anbieten.

Foto: derStandard.at/Pichler

Der Shop ist übersichtlich, allerdings etwas altmodisch designt.

Screenshot: Hofer life E-Books

In der Ansicht von Einzeltiteln erhält man neben einer Zusammenfassung auch Information über Format und Kopierschutz.

Screenshot: Hofer life E-Books

Die E-Reader-App ist einfach zu bedienen und erlaubt diverse Anpassungen der Darstellung.

Screenshot: Hofer life E-Reader

In Kooperation mit Napster hat der Diskonter Hofer (wie auch sein deutsches Pendant Aldi) vergangenes Jahr "Hofer life Music" an den Start gebracht. Mit dem Musikstreaming-Dienst stellte man sich zu Angeboten wie Spotify, Amazon Prime Music und Deezer in den Ring. Nun erschließt das Unternehmen eine weitere Schiene für digitale Inhalte: E-Books.

Mit Hofer life E-Books startet am 13. Juni ein eigener Onlineshop mit Lesematerial. Zum Start werden rund 400.000 deutsche und 750.000 englischsprachige Bücher sowie eine kleinere Anzahl von Werken in anderer Sprache verfügbar sein. Das Angebot kommt abermals von Partnern, laut Hofer sind alle bedeutenden Verlage an Bord. Eine Self-Publishing-Plattform wird nicht angeboten.

Fast alle Formate dabei

Für den Online-Buchladen gibt es neben der Browser-Version auch eine Android-App. Die eigene E-Reader-App, die diverse Anpassungen an eigene Lesegewohnheiten erlaubt, wird auch für iOS veröffentlicht. Es gibt auch ein Browser-Interface für Lesen, Download und Durchsicht der eigenen Bibliothek.

Erhältlich sind die Bücher primär in den Formaten EPUB und PDF. Auch andere Dateitypen werden unterstützt. Freilich nicht dabei sind proprietäre Formate, wie sie Apple und Amazon einsetzen. EPUBs sind teilweise durch das Adobe-DRM-System geschützt. User von Hofer life verfügen allerdings automatisch über einen Account dafür, können aber alternativ auch ein schon bestehendes Konto für das Kopierschutzsystem verwenden.

100-Euro-Tablet zum Start

Flatrate-Angebote à la Kindle Unlimited von Amazon sind nicht geplant. User können sich digitale Bücher kaufen, herunterladen und prinzipiell auf jedem kompatiblen Endgerät lesen. Ein solches nimmt man ab 22. Juni ins Angebot.

Das Medion E-Tab E6912 ist ein Android-Tablet der Einsteigerklasse mit Sieben-Zoll-Display (1.280 x 720 Pixel), Micro-SD-Steckplatz und SIM-Slot für 3G-Konnektivität. Durch einen Energiesparmodus, der beim Start der E-Reader-App automatisch aktiviert werden kann, verspricht man lange Akkulaufzeit.

Das Gerät läuft zum Verkaufsstart mit Android 6 Marshmallow, eine Aktualisierung auf Android 7 Nougat soll allerdings folgen – einen Termin dafür gibt es jedoch noch nicht. Hofer verkauft das Gerät um 99 Euro und legt eine Hot-SIM-Karte sowie einen Code für zehn Euro Guthaben bei Hofer life bei. Im Moment hat man nicht vor, auch einen eigenen E-Reader ins Angebot zu nehmen.

Per App lassen sich die Bücher aber auch auf praktisch allen Geräten mit iOS und Android öffnen. Die dominanten Formate EPUB und PDF werden zudem von den meisten E-Readern unterstützt. Eine Ausnahme bilden Amazons Kindle-E-Reader, die keine der beiden öffnen können.

Hohe Zugkraft

Laut Hofer zeigt man sich so offen wie möglich für verschiedene Plattformen, um möglichst viele Menschen mit dem Service erreichen zu können. Dabei setzt man auf die Zugkraft des eigenen Namens in Verbindung mit dem dichten Filialnetz in Österreich, was dem einfach gehaltenen Dienst zum Erfolg verhelfen soll. So habe man schon mit Hofer life Music zahlreiche Menschen erreicht, denen etwa Anbieter wie Spotify kein Begriff sind.

In den eigenen Märkten wird auch der neue E-Book-Store nicht nur beworben, sondern es werden neben Endgeräten auch Guthabenkarten vertrieben, die bei Hofer life eingelöst werden können. Für Buchhändler bedeutet das verstärkten Konkurrenzdruck aus dem Online-Sektor.

Aufräumbedarf und Gratisbücher

Der WebStandard konnte vorab einen Blick auf das Angebot werfen. Der Online-Shop ist simpel aufgebaut, etwas altmodisch designt und teilt die Bücher in zwölf Kategorien ein. Über weitere Filter kann etwa nach Autoren, Preis, Sprache und anderen Kriterien sortiert werden. Fallweise scheint dabei aber noch aufgeräumt werden zu müssen. Mitunter tauchen in der Sprachliste sowohl Einträge für "Deutsch" als auch "German" auf.

Auch einige Gratisbücher finden sich im Angebot, wobei es sich bei einem Gutteil um Leseproben handelt. Hofer life E-Books bietet auch allerlei eher dubiose Werke ("Die Wahrheit über den Tod von Udo Ulfkotte") an, die sich aber genauso auch bei Amazon finden. Der zuständige Content-Aggregator hat sich offensichtlich auch bei Self-Publishing-Unternehmen bedient.

Noch keine individualisierten Empfehlungen

Bei der Ansicht einzelner Bücher werden, je nach Verlag, ebenfalls Leseproben angeboten. Zudem ist sofort ersichtlich, in welchem Format das Werk vorliegt und ob es kopiergeschützt ist. Ähnliche Titel werden ebenfalls aufgelistet.

Individuelle Empfehlungen auf Basis bisher aufgerufener beziehungsweise gekaufter E-Books spuckt der Shop noch nicht aus. Ein Empfehlungsalgorithmus soll allerdings noch nachgerüstet werden. Ein logischer Schritt, so setzt beispielsweise Amazon sehr stark auf seine Recommendation Engine.

Einfache Reader-App

Die E-Reader-App zeigt sich mit aufgeräumtem Interface, lediglich die Einstellungen am Startbildschirm sind verwirrend verteilt. Die Buchansicht selber ist reduziert auf den Text. Darstellungsanpassungen und Funktionen wie Textmarkierungen sind nach einem längeren Druck auf den Bildschirm zugänglich. Über das Hofer-life-Konto werden gekaufte Bücher automatisch synchronisiert, aber auch andere, bereits lokal gespeicherte E-Books können gelesen werden.

E-Books nicht das Ende der Online-Expansion

Der digitale Buchvertrieb soll für Hofer nicht der letzte Schritt im Onlinegeschäft sein. Man will das Contentangebot in Zukunft weiter ausbauen. Konkrete Zahlen zum bisherigen Erfolg von Hofer life Music wollte man nicht nennen, man sei aber "zufrieden". Die Entwicklung des Musikstreaming-Angebots sei auch ein Grund für den Start des E-Book-Stores gewesen. Ob man zukünftig auch Filme und Serien liefern möchte, wollte man trotz mehrerer Nachfragen nicht verraten. (Georg Pichler, 12.6.2017)