Berlin – Deutschland hat einem schwulen Tschetschenen ein humanitäres Visum ausgestellt, um ihm die Einreise zu ermöglichen. Der Mann halte sich seit diesem Dienstag in Deutschland auf, hieß es dazu am Donnerstag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Demnach könnten demnächst weitere Homosexuelle humanitäre Visa erhalten.

Über den Sachverhalt hatte zuerst der Berliner "Tagesspiegel" berichtet. Hintergrund ist die Verfolgung von Homosexuellen in der Kaukasusrepublik. "Wir sind froh, dass wir in besonders schwierigen Fällen helfen können", hieß es dazu weiter aus dem Auswärtigen Amt.

Fünf Fälle

Insgesamt seien an die deutsche Botschaft in Moskau fünf Fälle von Betroffenen herangetragen worden. "Die Bundesregierung prüft in allen Fällen, welche Unterstützung im Sinne und Interesse der Betroffenen jeweils geleistet werden kann." Neben dem bereits eingereisten Tschetschenen seien vier weitere bereits in der Botschaft angehört worden.

Die regierungskritische russische Zeitung "Nowaja Gaseta" hatte im März von einer gezielten Verfolgungskampagne gegen Schwule in der Kaukasusrepublik berichtet. Seit Februar wurden demnach mehr als hundert tatsächlich oder vermeintlich homosexuelle Männer von Milizen des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow verschleppt und inhaftiert, mindestens zwei von ihnen sollen an Folgen von Misshandlungen gestorben sein. Die russische Regierung sagte auf Drängen des Europarats hin inzwischen zu, den Vorwürfen nachzugehen. (APA, 9.6.2017)