Ernährung, Körpergewicht und der Magen-Darm-Trakt stehen in Zusammenhang mit Parkinson.

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Genetische Varianten, die im Zusammenhang mit einem höheren Body-Mass-Index (BMI) stehen, haben ein geringeres Risiko für eine Parkinson-Erkrankung. Das ergab eine Studie des University College in London.

Die Forscher konnten beobachten, dass ein um fünf Kilogramm pro Quadratmeter erhöhter BMI zu einem um 18 Prozent reduzierten genetischen Risiko für eine Parkinson-Erkrankung führt. Die Forscher weisen allerdings darauf hin, dass Menschen mit einem höheren BMI gleichzeitig eine niedrigere Lebenserwartung haben. Menschen mit niedrigem BMI könnten in der Gesamtzahl der Parkinson-Patienten daher überrepräsentiert sein.

Die Daten erhielten die Forscher vom Giant-Konsortium (Genetic Investigation of Anthropometric Traits) und aus einer aktuellen Metaanalyse, die insgesamt 13.708 Fälle von Parkinson und 95.282 Fälle in der Kontrollgruppe enthielt. Für die Untersuchung wurde ein Mendel'scher Randomisierungsansatz verwendet.

Trotz ihrer Ergebnisse empfehlen die Forscher keine Erhöhung des Körpergewichts: "Obwohl unsere Ergebnisse darauf hindeuten, dass ein höherer BMI vor Parkinson schützt, sind die negativen gesundheitlichen Auswirkungen eines hohen BMI signifikant."

Parkinson entsteht im Magen

Eine zweite Studie aus Schweden hat kürzlich gezeigt: Trennt man einen Nerv, der das Gehirn mit dem Bauchraum verbindet, sinkt das Risiko, an Morbus Parkinson zu erkranken. "Die neue Studie stützt die Hypothese, dass die Parkinson-Krankheit im Magen entsteht und sich über die Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet", kommentiert Daniela Berg von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) die schwedische Untersuchung.

Die Verbindung zwischen Darm und Gehirn haben Parkinson-Forscher schon länger im Visier. Dieses Modell zum Krankheitsverlauf, die Aszensionshypothese, geht davon aus, dass Parkinson zumindest teilweise im Verdauungstrakt beginnt. Eine Schlüsselrolle spielt das fehlgefaltete Eiweißmolekül Alpha-Synuklein, das sich bei der Parkinson-Erkrankung typischerweise in den erkrankten Gehirnzellen ablagert. Ablagerungen von Alpha-Synuklein entstehen – möglicherweise durch den Einfluss von Umweltgiften – aber auch im Nervensystem des Magens und des Darms.

Von dort aus, so die Hypothese, klettern die Ablagerungen ins Gehirn. Dabei nutzen sie den Vagusnerv und seine Verästelungen wie eine Steigleiter. Frühere Untersuchungen an Mäusen haben gezeigt: Kappt man diesen Nerv, wird der Krankheitsprozess zumindest verlangsamt.

Magengeschwür-OP bremst Parkinson

Für die Untersuchung, die in der Fachzeitschrift "Neurology" veröffentlicht wurde, nutzten schwedische Forscher eine nationale Gesundheitsdatenbank, um alle Patienten zu finden, die sich einer Vagotomie unterzogen hatten. Bei dieser Prozedur, die früher oft zur Behandlung von Magengeschwüren angewandt wurde, durchtrennen Chirurgen den Vagusnerv, der vom Gehirn in den Bauchraum zieht, um die Produktion von Magensäure zu blockieren.

Die Wissenschafter verglichen dann die Häufigkeit von Parkinson-Erkrankungen unter Patienten, deren Vagusnerv ganz oder teilweise getrennt worden war, mit einer Kontrollgruppe aus der Bevölkerung. Das Ergebnis: Von 9.430 Patienten, die eine Vagotomie hinter sich hatten, erkrankten 101 an Parkinson, das entspricht 1,07 Prozent. In der Allgemeinbevölkerung lag die Rate bei 1,28 Prozent.

Auf dem richtigen Weg

Nochmals deutlicher wurde dieser Trend, als die Forscher sich auf Patienten konzentrierten, deren Vagusnerv vollständig durchtrennt worden war (im Gegensatz zur Abtrennung einzelner Äste). Gegenüber der Kontrollgruppe war das Risiko, an Parkinson zu erkranken, nach einer vollständigen Vagotomie um 22 Prozent geringer, wenn der Eingriff bereits mindestens fünf Jahre zurücklag, sogar um 41 Prozent.

"Die neue Studie hat zwar keine unmittelbaren Konsequenzen für die Therapie, aber sie zeigt uns, dass wir bei der Erforschung neuer Behandlungsoptionen den richtigen Weg eingeschlagen haben", so Berg. (red, 18.6.2017)