Bild nicht mehr verfügbar.

Sampo Terho will das Parteierbe von Timo Soini antreten.

Foto: Reuters/Staff

Helsinki/Graz – Die rechtspopulistischen "Wahren Finnen" stehen auf ihrem Parteitag am Wochenende vor einer folgenschweren Richtungsentscheidung. Ihr bisheriger Chef, Außenminister Timo Soini, hatte im März seinen Rückzug angekündigt. Von den fünf Kandidierenden, die sich der Wahl stellen, haben zwei sehr gegensätzliche Kandidaten die besten Chancen auf den Parteivorsitz: der 39-jährige Sampo Terho, derzeit Minister für Kultur, Sport und Europafragen – sowie der 46-jährige Europaabgeordnete Jussi Halla-Aho.

Während der für einen EU-Austritt eintretende und nationalistisch gesinnte Terho in Migrationsfragen als gemäßigt gilt, vertritt Halla-Aho den Rechtsaußen-Flügel der Partei, die sich 2011 bei den Parlamentswahlen mit einem Erdrutsch von vier auf 19 Prozent unter die traditionellen " Großen" (Konservative, Sozialdemokraten und Zentrumspartei) katapultierte. Zu verdanken hatten sie das vor allem dem bodenständig auftretenden, gemäßigt agierenden Soini, der die "Wahren Finnen" vor zwei Jahren dann auch erstmals in die Regierung brachte.

Soinis Führungsposition war bereits in den vergangenen Jahren immer wieder von einer durch extreme Positionen auffallende Gruppe um Halla Aho infrage gestellt worden. Dieser wurde 2012 selbst wegen Störung des Religionsfriedens und Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Zuletzt kündigte er an, im Falle seines Erfolgs die mit schwachen Umfragewerten konfrontierten "Wahren Finnen" an den im Nachbarland Schweden im Reichstag sitzenden Schwedendemokraten orientieren und so wieder auf die Erfolgsspur bringen zu wollen.

Halla-Ahos Hauptgegner Terho gilt gemeinhin als leichter Favorit. Ausgeschlossen scheint allerdings auch nicht, dass Halla-Aho am Ende das bessere Ende für sich hat. In diesem Fall droht nach Meinung vieler in Finnland eine Regierungskrise. Damit rechnet sogar Halla-Aho selbst, wie er vor ein paar Tagen in einem Interview einräumte.

Ministeramt kein Muss

Halla-Aho wäre sowohl für Regierungschef Juha Sipilä von der Zentrumspartei als auch für die wirtschaftsorientierte Konservative Sammlungspartei als Regierungspartner schwer zu akzeptieren. Offenbar um einem möglichen Zerbrechen der Regierungskoalition vorzubeugen, kündigte Halla-Aho zuletzt an, im Falle seiner Wahl kein Ministeramt zu beanspruchen und stattdessen als Europaabgeordneter in Brüssel bleiben zu wollen. (11.6.2017)