Sebastian Kurz kann sich freuen – zumindest, wenn es nach der aktuellen Umfrage geht.

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Wien – Der neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz ist derzeit "Projektionsfläche für jeden und alles". So fasst der Meinungsforscher Peter Hajek die Ergebnisse des am Freitagabend in ATV präsentierten "Österreich Trend" zusammen.

Diese Umfrage ergibt, dass die ÖVP mit 34 Prozent vor der SPÖ mit 26 Prozent liegt. Hajek verweist darauf, dass angesichts der statistischen Schwankungsbreite die SPÖ auf bis zu 30 Prozent geschätzt werden könnte, ebenso die ÖVP, denn deren Schwankungsbreite liegt zwischen 30 und 38 Prozent. Hält man sich aber an die mittleren Werte von Hajeks Hochschätzung, dann kommt die FPÖ auf den dritten Platz mit 24 Prozent. Die Grünen liegen bei neun, die Neos bei fünf Prozent.

Zugewinne nur für ÖVP und FPÖ

Damit wären nur ÖVP (plus zehn Prozentpunkte) und FPÖ (plus vier Prozentpunkte) Gewinner bei der Wahl.

Allerdings betont Hajek, dass sich die Wählerschaft in den letzten Wochen zwar stabilisiert hat, aber noch große Verschiebungen möglich sind. Denn es sind derzeit nur 68 Prozent der Befragten entschlossen, zur Wahl zu gehen – und die erklärten Anhänger der ÖVP sind es in besonders hohem Maße. Derzeit befänden sich viele Wähler noch in der Rolle eines interessierten Zusehers.

Kurz wird hohe Kompetenz zugetraut

Und was sehen diese Zuseher? Sie nehmen eine sehr hohe Kompetenz von Sebastian Kurz wahr. Dem ÖVP-Spitzenkandidaten und Außenminister trauen 39 Prozent zu, dass er den Wirtschaftsstandort Österreich wieder wettbewerbsfähig macht. Besonders ältere Wähler trauen das ihm (und in geringerem Maße Kanzler Christian Kern) zu – jüngere männliche Befragte ohne Matura geben da auch Heinz-Christian Strache relativ gute Noten.

Kern wird mehr als anderen Politikern zugetraut, dass er das Pensionssystem Generationen absichern kann – das wird besonders von älteren, höher gebildeten und SPÖ-affinen Befragten überdurchschnittlich stark betont.

Straches relative Stärke liegt beim Zuwanderungsthema – absolut führt hier Kurz. Und Kurz führt auch in der Kanzlerfrage: 34 Prozent würden ihn direkt wählen, wenn das möglich wäre. Amtsinhaber Kern kommt im "ATV Österreich Trend" nur auf 27 Prozent, Strache auf 13.

Dennoch richtet sich Strache aufs Regieren ein: Von der SPÖ forderte er am Freitag eine Klarstellung, wie sie es mit den Freiheitlichen hält – und zwar deutlich vor der Nationalratswahl. Er hält daran fest, dass er nur mit einer Partei koalieren würde, die die direkte Demokratie stärkt und die Pflichtmitgliedschaft in Kammern aufhebt. (Conrad Seidl, 9.6.2017)