Wien – Schwer fällt ihm der Abschied aus dem Nationalrat nicht. "Nach mehr als 20 Jahren ist es genug", sagte der grüne Abgeordnete Karl Öllinger am Freitag dem STANDARD. Er wird weder auf der Bundes- noch auf der Wiener Landesliste erneut kandidieren. Zuletzt hatte er bei der Wahl 2013 den Einzug verfehlt, rückte aber Anfang 2016 nach dem freiwilligen Ausscheiden von Daniela Musiol als Nächster auf der Wiener Liste nach. Öllinger kandidierte 2013 auf Platz sechs in Wien.

"Für die Grünen schaut es derzeit nicht gut aus", fasst Öllinger die politischen Umstände vor der Nationalratswahl und auch die schwachen Umfragewerte zusammen. Für seine Partei werde es "eine enorm schwierige Zeit". Nicht zuletzt deshalb sei bei seinem fixen Ausscheiden "nicht wirklich Wehmut dabei".

Am Samstag entscheidet sich bei der 77. Landesversammlung der Wiener Grünen, welche Kandidaten aussichtsreiche Chancen haben, in den Nationalrat einzuziehen. Bekannt ist bisher nur, dass Ulrike Lunacek, die Spitzenkandidatin für die Bundespartei, auch die Grünen in der Hauptstadt anführen wird. Kandidatinnen und Kandidaten können noch bis Samstag bekanntgeben, für welchen Listenplatz sie konkret antreten. 2013 kamen fünf Abgeordnete – gemäß Reißverschlussprinzip – über die Wiener Liste ins Parlament: Eva Glawischnig, Albert Steinhauser, Alev Korun, Wolfgang Zinggl und Musiol.

Klubchef Steinhauser dürfte erneut für den zweiten Platz kandidieren, auch Korun und Zinggl haben Ambitionen auf vordere Listenplätze. Zudem probiert es Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer diesmal auch über die Wiener Liste. Spannend wird das Ergebnis bei Kultursprecher Zinggl, der eine der Speerspitzen des grün-internen Protests gegen das Hochhausprojekt am Heumarkt war. Gegen ihn kandidieren – wohl um Platz vier – auch Anwalt Georg Bürstmayr und Gewerkschafter Markus Koza. Bundesrätin Ewa Dziedzic tritt ebenfalls an. (David Krutzler, 9.6.2017)