Der 46-Jährige Jussi Halla-aho setzte sich am Samstag in Jyväskylä gegen EU-Minister Sampo Terho durch und folgt dem als gemäßigter geltenden Außenminister Timo Soini nach.

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Er gilt seit Jahren vielen Finnen als so etwas wie der Gottseibeiuns der Politik. Der heute 46-jährige Jussi Halla-aho machte sich in den frühen 2000er-Jahren einen Namen als Gründer des rechtsextremen Blogs Scripta, Untertitel: Schriften aus dem untergehenden Abendland, laut Eigendefinition ein "kritisches Forum zu Migration, Multikulturalismus, Toleranz, Redefreiheit und Political Correctness".

Sieben Jahre später trat er – zunächst ohne Erfolg – als parteiunabhängiger Kandidat der rechtspopulistischen "Wahren Finnen" bei den Parlamentswahlen in Erscheinung. Aber schon ein Jahr später zog er auf einem Ticket der Wahren Finnen in den Stadtrat von Helsinki ein. Da begann sein fast kometenhafter Aufstieg, der ihm mit beinahe märchenhaften Vorzugsstimmenergebnissen 2011 den ersehnten Parlamentssitz einbrachte.

2014 wählten ihn die Finnen als Abgeordneten seiner Partei ins Europaparlament. Seiner unaufhaltsamen Popularität keinen Abbruch tat der Umstand, dass Halla-aho wegen allzu islamfeindlicher Postings mehrfach mit der Justiz in Konflikt geriet und 2012 nach zähem Verfahren vom Obersten Gerichtshof in Helsinki wegen "Religionsfriedensbruchs und Hetzrede" zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.

Bald nach seinem regulären Eintritt in die Partei im Jahr 2010 stellte er sich gegen Parteichef Timo Soini, der mit seiner gemäßigten, stets auf Volksnähe und Gutmütigkeit bedachten Art den Wahren Finnen bei den Parlamentswahlen vor sechs Jahren einen Sensationserfolg bescherte und diese letztlich auch in die Regierung brachte.

Soini hatte schon im März dieses Jahres, genervt von parteiinterner Kritik und schwachen Umfragewerten, seinen Rückzug als Parteichef angekündigt. Am Samstag ließ Halla-aho den davor favorisierten Gegenkandidaten um die künftige Parteiführung, Europa-, Kultur- und Sportminister Sampo Terho, im ersten Durchgang hinter sich.

Doch der Sieg Halla-ahos und der daraus resultierende Ruck der Wahren Finnen nach rechts außen könnte sich vorerst als Bumerang erweisen. Die radikalen Ansichten des 46-jährigen fünffachen Familienvaters sind für die Koalitionspartner Keskusta (Zentrum) und Kokoomus (Konservative) kaum zu akzeptieren und für Finnland international problematisch. Noch am Montag wollte Ministerpräsident Juha Sipilä daher über die Zukunft seiner Mitte-rechts-Koalition entscheiden. (Andreas Stangl, 11.6.2017)