Aleksandar Dragovic liegt Teamchef Marcel Koller zu Füßen.

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Dublin/Wien – Es war eine vergebene Chance. Österreichs Nationalteam kommt im Kampf um die WM-Teilnahme 2018 in Russland immer mehr in Bedrängnis. Der Rückstand auf die Spitze der Gruppe D beträgt nach dem 1:1 am Sonntag in Irland weiter vier Punkte. In den abschließenden vier Runden helfen nur noch Siege, dessen ist sich auch Teamchef Marcel Koller bewusst.

"Irgendwann beginnen zu gewinnen"

"Es sind immer weniger Spiele. Man muss irgendwann beginnen zu gewinnen, wenn man dabei sein will", erklärte Koller. Die nächste Begegnung steigt am 2. September in Wales. "Dort müssen wir alles riskieren, um zu gewinnen." Um eine bessere Ausgangsposition brachten sich die Österreicher in der Schlussphase in Dublin durch ein äußerst vermeidbares Gegentor selbst.

"Das Ergebnis ist nicht gut für uns", erkannte Koller. Mit der Leistung war der 56-Jährige aber nicht einmal unzufrieden – obwohl der fußballerisch überlegenen ÖFB-Auswahl das Spiel nach der Pause entglitten war. David Alaba vermochte im zentralen Mittelfeld nicht zu überzeugen. Ob das die Position gewesen sei, auf der der Star dem Team am meisten helfen könne? Koller kurz angebunden: "Ich denke, ja."

Im März beim Heimsieg gegen Moldau (2:0) hatte Alaba noch vor einer Dreierabwehr im linken Mittelfeld agiert. Diesmal kehrte Koller zur Viererkette zurück. Torschütze Martin Hinteregger musste als linker Verteidiger aushelfen, erledigte aber auch das mit Bravour. "Das System mit der Dreierkette war nicht passend auf diesen Gegner", argumentierte der Teamchef. Für die Zukunft ist es aber weiter eine Option.

"Es sind noch zwölf Punkte zu vergeben"

Die WM hat Koller noch nicht abgeschrieben. "Es sind noch zwölf Punkte zu vergeben." Er fordert von der Öffentlichkeit etwas mehr Optimismus. "Es geht darum, das Team auch mal zu unterstützen und nicht alles schlecht zu sehen, auch wenn die Situation nicht rosig ist."

In bisher vier Spielen gegen die direkten Konkurrenten Serbien, Irland und Wales haben die Österreicher nur zwei Punkte geholt. Für die magere Ausbeute sieht sich Koller mitverantwortlich. "Ich gehöre ja auch zum Team." In Irland habe man aber auch vier Spieler ersetzen müssen, die normalerweise zum Einsatz kommen würden – darunter den gesperrten Marko Arnautovic.

Positiv vermerkte Koller das Auftreten der jungen Ersatzleute. Diese hätten "ein hervorragendes Trainingslager gemacht" und sich "voll reingehängt". Florian Kainz und Stefan Lainer betrieben mit ihren Erstauftritten in der Startformation ebenso Eigenwerbung wie der eingewechselte Florian Grillitsch. Koller: "Das heißt auch, dass es Konkurrenz gibt. Das ist sehr gut zu bewerten."

Gleichauf mit Wales

Bei der nächsten Kaderbekanntgabe im August hat er möglicherweise bereits die Qual der Wahl. Wichtig sei, dass die Kandidaten bis dahin auch bei ihren Vereinen regelmäßig spielen. Nach Punkten liegt Wales mit Österreich gleichauf. Das Duell mit dem EM-Halbfinalisten wird für beide Teams zum Endspiel. "Wir werden das auch wieder gut vorbereiten, versuchen, alles rauszuhauen und die drei Punkte mitzunehmen", sagte Koller.

Zuversichtlich stimmen ihn die Rückkehr des einen oder anderen Stammspielers und der etwas günstigere Termin im Spätsommer. "Es ist relativ früh in der Saison, nicht Ende der Saison, wo man müde, wo man schon im Saft drinnen ist", erklärte Koller. Sein Ausblick auf Cardiff: "Wir haben die Chance, auch dort Möglichkeiten zu finden. Wir haben Spieler, die für die Entscheidung sorgen können."

In Dublin trauerte Koller noch der einen oder anderen vergebenen Chance auf das 2:0 nach. Beim Gegentor machte Aleksandar Dragovic bei einem langen Ball keine gute Figur. Der Innenverteidiger wollte sich wegen Wadenproblemen zuvor bereits auswechseln lassen, blieb aber auf dem Platz. "Ich glaube, die Situation hatte nichts mit der Verletzung zu tun", meinte Koller. "Da sind wir nicht optimal gestanden, und er ist auch noch ein bisschen gestoßen worden." (APA, 12.6.2017)