Die Abendlevkojen sind einjährig, es gibt sie in den Farben Weiß, Rosa und Violett, und sie werden gerade einmal zwanzig Zentimeter hoch.

Illustration: Dennis Eriksson

Der Gärtner ist ja eigentlich ein netter Mensch. So legt er Wert darauf, mit seiner Reinigungskraft zu Hause stets vor deren Tätigkeit einen feinen Espresso (Roen Malabar Monsun) aus seiner Bezzera Unica zu trinken und mit ihr ein wenig per Google Translator zu plaudern. Polnisch liegt ihm nicht sehr, ihr das Deutsch, das man in Wien spricht, auch nicht wirklich. Hin und wieder gehen sie auch gemeinsam durch seinen Garten.

Der Gartenrundgang wie der Caffè wurden zum Ritual. Während sie auf Pflanzen zeigt und sie auf Polnisch benennt – fast alle heißen Cvytrszcizchts –, nickt er freundlich und zustimmend. Doch eines Tages hat sie ihn mit einem Samenpackerl beehrt und gestisch zu verstehen gegeben, dass er diese zum Blühen bringen möge, sie würden fantastisch duften.

"Maciejka" steht auf dem Packerl, Levkojen sagt das Internet, na wunderbar! Levkojen hatte der Gartler weder in Gärten noch in Gärtnereien je gesehen, weiß aber vom Hörensagen, dass diese Pflanzen in den mittleren 1980er-Jahren der heißeste Shit zwischen Moosbrunn und Deutsch-Brodersdorf waren.

Matthiola longipetala bicornis, um genau zu sein, ist eine sehr alte Gartenpflanze. Wer noch gartelnde Großeltern hat, kann sie diesbezüglich gut befragen. Sie würden von der Abendlevkoje reden und über deren Duft schwärmen. Es wäre der Duft des Sommers, würden sie sagen. Und wie es für jede anständige Duftpflanze gilt, duftet auch diese speziell ab den Abendstunden und dann tief in die Nacht hinein. Untertags ist ja eh keiner daheim, der den Duft wahrnehmen könnte.

Die Levkoje ist eher unscheinbar, also optisch jetzt nicht der Heuler im Beet. Sie nimmt sich, optisch dezent, wie sie ist, tagsüber zurück und gibt nur abends, wenn sie ihre kleinen, hellblauen Blüten öffnet, olfaktorisch wirklich alles.

Topferl rücken

Am besten zieht man die Abendlevkojen in einer Schale oder in einem Topf, um diesen zur Blüte zum abendlichen Lieblingsplatzerl rücken zu können. Der Geruchsexzess kommt ideal zur Geltung, wenn die Levkojen an einem geschützten Ort stehen, dann kann der Wind die Aromen nicht so schnell verdünnen. Die Abendlevkojen sind einjährig, es gibt sie in den Farben Weiß, Rosa und Violett, und sie werden gerade einmal zwanzig Zentimeter hoch.

Der Boden sollte nicht zu trocken und auf jeden Fall nährstoffreich sein. Aussäen kann man die Samen von April bis in den Juni hinein, zuletzt pikiert man auf rund elf Pflanzen pro Quadratmeter. Einmal sollte reichen, streuen sich die Abendlevkojen doch selbst sehr gut aus. Man wird sie in den Folgejahren mal hier, mal dort in seinen Beeten finden. (Gregor Fauma, RONDO, 30.6.2017)